US-Forscher will das Flaggschiff von Kolumbus entdeckt haben, Kollegen zweifeln.
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New York/Port-au-Prince. Ein vor der Küste Haitis entdecktes Schiffswrack sorgt für Debatten. Der US-amerikanische Meeresarchäologe Barry Clifford hat es als Flaggschiff des genuesischen Seefahrers Christoph Kolumbus identifiziert. Alle geografischen, archäologischen und topografischen Analysen deuteten darauf hin, dass es sich um die "Santa Maria" handelt, mit der Kolumbus auf seiner ersten Expedition unter der Flagge der spanischen Königreiche Kastilien und León, begleitet von den kleineren Schiffen "Niña" und "Pinta", unterwegs war. Am 12. Oktober 1492 stießen die Spanier auf eine Insel der Bahamas.
Bekannt war, dass die "Santa Maria" am 25. Dezember 1492 vor der Insel Hispaniola, auf der heute die Dominikanische Republik und Haiti liegen, auf eine Sandbank auflief und Holz von ihr zum Bau der ersten spanischen Siedlung auf amerikanischem Boden, La Navidad, diente. Kolumbus, der einen Seeweg nach Indien suchte, begriff bis zu seinem Tod 1506 nicht, dass er nicht nach Ostasien gelangt war. Er war nicht der erste Europäer, der nach Amerika kam, aber seine Reise leitete die europäische Eroberung dieses Erdteils, der dann nach dem Italiener Amerigo Vespucci benannt wurde, ein.
Das Wrack wurde bereits vor elf Jahren entdeckt, doch die erste Untersuchung von Fundstücken - unter anderem einer Kanone - habe falsche Resultate gebracht, sagte Clifford dem Sender CNN. Erst vor zwei Jahren, nachdem er das Wrack selbst erforscht habe, sei ihm der Sensationsfund bewusst geworden. Nach weiteren Untersuchungen mit einem Expertenteam sei er nun sicher: "Dies ist das Schiff, das den Gang der Menschheitsgeschichte veränderte. Für mich ist es der Mount Everest unter den Schiffswracks." Clifford hat 1984 das Wrack des englischen Schiffs "Whydah" entdeckt, mit dem der Seeräuber Sam Bellamy den größten bekannten Piratenschatz aller Zeiten beförderte.
Auch für den Meeresarchäologen Charles Beeker gibt es, wie er dem "Independent" sagte, anhand der Fotos von 2003 und jüngster Aufklärungstauchgänge "überzeugende Hinweise, dass es sich tatsächlich um die ,Santa Maria‘ handelt". Doch spanische Forscher haben ihre Zweifel: Ein Holzschiff könne nicht 500 Jahre überdauert haben und es gebe unzählige alte Schiffswracks in der Karibik.