Erhöhte Chancen, bei Bränden Opfer zu vermeiden. | Trackingsystem kann Personen fast punktgenau orten. | Bremen. Jan Volkert ist schon eine halbe Stunde in einem Flügel der brennenden Fabrik eines Autozulieferbetriebes unterwegs. Es ist brütend heiß, man kann durch den starken Rauch die Hand vor Augen kaum sehen, und es sollen noch vier Arbeiter in dem Betrieb sein. Der Stress und die körperliche Anstrengung führt bei dem Feuerwehrmann aus Bremen zu einem Kreislaufkollaps. Jetzt müsste er selber gerettet werden - doch wie?
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"Früher konnte man eine Person auf etwa 10 Prozent genau orten, dass heißt bei 500 Meter Entfernung in etwa auf 50 Meter genau", sagt Professor Otthein Herzog, Leiter des Technologie-Zentrums Informatik und des Mobile Research Center der Universität Bremen.
"Mit unserem Trackingsystem können wir die betreffende Person nun auf ein Prozent genau lokalisieren. Das heißt auf 500 Meter Entfernung wissen wir, dass die betreffende Person im Umkreis von fünf Metern zu finden ist. Bei einem Gebäudebrand mit der typisch schlechten Sicht durch die Rauchentwicklung kann das für einen bewusstlosen oder verletzten Feuerwehrmann der Unterschied zwischen Leben und Tod sein."
Spezielle Sensoren im Stiefelabsatz
Das Verfolgungssystem hat etwa die Größe einer Streichholzschachtel und enthält Beschleunigungs- und Richtungssensoren, die in die Stiefelabsätze von Feuerwehrleuten eingepasst werden können. Sie registrieren die Bewegungen der Männer und senden mit jedem Schritt deren exakte Position an die Einsatzleitung. Die enorme Verbesserung im Vergleich zu früheren Ortungen kommt dadurch, dass die Beschleunigungs- und Richtungssensoren jeden Schritt exakt registrieren und aus diesen Daten die genaue Position berechnen.
Kontrolle über Kreislauf und Erschöpfungsgrad
Ist auf dem Bildschirm keine Bewegung zu erkennen, weiß der Teamchef, dass etwas nicht stimmt. Dann kann er andere Feuerwehrleute zur letzten Position des Verschwundenen lotsen, um ihm zu helfen. Zudem kann ein Feuerwehrmann, der von der Einsatzleitung gezielt gesteuert wird, doppelt so viel Raum erkunden kann wie ein individuell agierender Brandbekämpfer.
Doch allein mit dem Trackingsystem haben sich die Forscher um Professor Herzog nicht zufrieden gegeben. Sie haben auch noch andere Hilfen für die Feuerwehr ausgetüftelt: In die Schutzkleidung eingearbeitete Sensoren könnten Auskunft über Herzschlag, Körpertemperatur und Blutsauerstoffgehalt geben und die Einsatzleitung über die Verfassung der Brandbekämpfer informieren. "Es sterben nämlich viel mehr Feuerwehrleute durch Kreislaufversagen als durch Verbrennungen oder Erstickung", sagt Herzog. Genau solchen Erschöpfungszuständen wollen die Informatiker um Herzog mit ihren neuen Entwicklungen vorbeugen.
Von der EU gefördertes internationales Projekt
Im Rahmen des von der EU geförderten internationalen Projektes wearIT@work, entwickelten die Wissenschafter auch Systeme, die es der Feuerwehr erlauben, den Einsatz neuer Technologien in verschiedenen Trainingssituationen zu erproben. Zu diesen neuen Technologien gehört auch ein im Handschuh getragener Temperaturfühler.
"Wenn ein Brandbekämpfer an eine Tür kommt, weiß er nie, ob er sie nun öffnen soll oder nicht", meint Herzog. Sagen ihm die Temperatursensoren, dass die Tür sehr heiß ist, weiß er sofort, dass dahinter ein Feuer tobt und es ratsam ist, die Tür geschlossen zu halten." Ohne den Sensor hätte der Feuerwehrmann die Tür wahrscheinlich geöffnet und sich so schwer verletzen können.