Zum Hauptinhalt springen

Serbische Kirche wegen Kosovo gespalten

Von WZ Online

Europaarchiv

In der Führung der Serbisch-Orthodoxen Kirche ist ein offener Machtkampf über die ehemalige serbische Provinz Kosovo ausgebrochen. Der für den Kosovo zuständige Bischof Artemije, der die dogmatische Fraktion in der Kirche anführt, hat am Sonntag in Belgrad von einer "offenen Rebellion" gegen ihn gesprochen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Am Vortag hatte er seinen Stellvertreter, Bischof Teodosije, abgesetzt, weil dieser zu sehr einen Kompromiss mit der albanischen Mehrheit und mit den westlichen Staaten im Kosovo angestrebt habe. Der Heilige Synod, die obersten Kirchenspitze, hat die beiden Bischöfe in einer Sondersitzung für Dienstag nach Belgrad zitiert.

Nach Darstellung von Artemije seien seine Vertrauten im Kosovo-Kloster Decanin von aufgebrachten Teodosije-Anhängern verprügelt worden, als sie die Entscheidung über dessen Amtsenthebung überbringen wollten. Bischof Teodosije leitet dieses weltberühmte mittelalterliche Kloster. Die 27 dort lebenden Mönche haben die Amtsenthebung ihres Klostervorstehers sowie seines Stellvertreters Sava als null und nichtig abgelehnt.

Bischof Artemije betreibt seit Jahren eine Fundamentalopposition. Er lehnt jede Vereinbarung mit der albanischen Kosovo-Regierung über den Wiederaufbau zerstörter serbischer Klöster ab, weil er die albanische Mehrheit nicht anerkennt. Auch die Zusammenarbeit mit der UN-Kulturorganisation (UNESCO), die Fachleute und Geld für die Klösterrenovierung bereitstellt, kommt für ihn nicht infrage. Schließlich hat Artemije vier europäische Staaten verklagt, weil sie den Kosovo als jüngsten europäischen Staat anerkannt hatten.

Die orthodoxe Kirchenspitze einschließlich des seit fast einem Monat im Krankenhaus liegenden Patriarchen Pavle hatte schon vor zwei Jahren Artemije zum Einlenken aufgefordert. Dieser hatte das jedoch als grobe Einmischung in seine Kompetenzen zurückgewiesen. (APA)