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Serbische Minderheit sagt "nein"

Von Nadja Kwapil

Europaarchiv

Fast 100 Prozent der Serben stimmten gegen die kosovo-albanische Regierung.


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Belgrad. "Erkennen Sie die Institutionen der sogenannten Republik Kosovo in Pristina an?", lautete die Frage an die Serben im Nordkosovo. Und "Nein" war deren Antwort, die klarer nicht sein konnte: Zu fast 100 (99,74) Prozent haben die Serben im Norden des jüngsten europäischen Staates Kosovo gegen die Zugehörigkeit zu Pristina und damit gegen die kosovo-albanische Führung gestimmt. In vier Gemeinden im Norden des Kosovo, unter anderem im serbischen Teil von Mitrovica, waren die Serben seit Dienstag bei einem zweitägigen Referendum aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Abstimmung wurde damit kurz vor dem vierten Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Kosovos von Serbien abgehalten. Hinter dem Referendum steckten die führenden serbischen Oppositionsparteien. Die Wahlbeteiligung fiel allerdings geringer aus als von diesen erwartet: Von den 35.500 Stimmberechtigten haben laut Medienberichten rund 75 Prozent an dem Referendum teilgenommen.

In Belgrad, Pristina und in der EU häuften sich zudem schon im Vorfeld kritische Stimmen zum Referendum selbst: Es sei gesetzeswidrig und faktisch bedeutungslos. Die serbische Regierung unterstützt zwar das Anliegen ihrer Kosovo-Landsleute, zu Serbien gehören zu wollen; doch die Abstimmung der Serben im Nordkosovo, die genau dieses Anliegen bekräftigt, kommt für Belgrad zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Serbien will Anfang März EU-Beitrittskandidat werden. Und auch Pristina will die Option erhalten, vertragliche Beziehungen mit der EU einzugehen, was derzeit wegen der EU-Staaten, die den Kosovo nicht anerkannt haben, nicht möglich ist.

Für beide Bestrebungen muss aber das Zusammenleben zwischen Serbien und Kosovo funktionieren, so die Auflagen der EU. Die Volksabstimmung dürfte jedoch das Gegenteil bewirken. Die Kosovo-Serben hatten angedroht, jetzt auch die wenigen erreichten Kompromisse zwischen Belgrad und Pristina, die von der EU vermittelt worden waren, zu blockieren. Und der Bürgermeister von Mitrovica, Krstimir Pantic, legte nach, als er nach der Stimmenauszählung betonte, dass die Bürger sich entschieden hätten zu zeigen, dass sie zu keinem Preis akzeptieren würden, ein Teil des Kosovos zu werden. Die EU versucht indessen, in dem Konflikt weiterhin zu vermitteln. Der EU-Vermittler zwischen Belgrad und Pristina Robert Cooper hat eine neue Gesprächsrunde für 21. Februar in Brüssel einberufen.