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Betroffene Banken sprechen von irreführenden Berichten.
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Belgrad. Die serbische Polizei verfolgt eine Spur des Geldes aus Drogengeschäften, die unter anderem nach Österreich und Holland, beziehungsweise zur Kärntner Hypo Alpe Adria Bank und zur Raiffeisen Bank International (RBI) führen soll. Unglaubliche 1,7 Milliarden Euro soll der international gesuchte serbische Drogenboss Darko Saric laut der serbischen Tagezeitung Blic über die niederländischen Tochtergesellschaften der beiden Banken reingewaschen haben. Beide Banken wiesen die Vorwürfe zurück.
Zwischen 2006 und 2009 soll Saric etwa 1,5 Milliarden Euro bei der Raiffeisen-Tochtergesellschaft RI Eastern European Finance BV (Rieef) und 200 Millionen Euro bei Hypo Group Netherlands Corporate Finance BV deponiert haben. Aus diesen Mitteln sollen Kredite an insgesamt 600 serbische Unternehmen vergeben worden sein, so die Zeitung.
RBI bezeichnete die Angaben als "komplett falsch und irreführend": Zweck der Rieef sei die Finanzierung von Unternehmen in Südosteuropa. "Jeder Kunde sowie sämtliche Geschäftsfälle wurden gemäß den internen Compliance-Richtlinien geprüft und für in Ordnung befunden", so RBI-Unternehmenssprecherin Ingrid Krenn-Ditz. Zudem sei jeder einzelne Kredit, der von der Rieef an Kunden in Serbien vergeben wurde, bei der Serbischen Nationalbank registriert. "Das gesamte Kreditvolumen für serbische Kunden bewegt sich in einem wesentlich geringeren Umfang als das im Artikel angeführte Volumen."
Bei der Hypo ist man ebenso erstaunt. Man wurde "weder von den serbischen noch österreichischen oder niederländischen Behörden über etwaige Ermittlungen informiert". Die besagte Holding sei in Liquidierung, sagte Hypo-Sprecher Nikola Donig auf Anfrage.
Auf die Spur gekommen sei die Polizei dem serbischen "Kokain-König" über seine Mitarbeiter, die in Holland und Serbien für die Fonds der Raiffeisen und der Hypo tätig gewesen sein sollen, beziehungsweise für das Unternehmen TMF Management BV, die die Raiffeisen-Tochter vertreten haben soll.
Wo sich Darko Saric derzeit aufhält, ist unbekannt. Ihm wird in Belgrad in Abwesenheit ein Prozess für den versuchten Schmuggel von 2,5 Millionen Tonnen Kokain aus Südamerika nach Europa im Jahr 2009 gemacht. Serbische Medien vermuten, dass er von jemandem aus der Regierung gedeckt wird. Der serbische Vizepremier und Chef der Sicherheitsdienste Aleksandar Vucic reagierte auf diese Spekulationen am Montag Medien gegenüber zurückhaltend. Er könne nicht sagen, ob jemand aus der Regierung mit Saric zusammengearbeitet habe, so Vucic. Zuvor hatte Premier und Innenminister Ivica Dacic gesagt, dass keiner der Minister mit Saric zusammengearbeitet habe.
Zu den aktuellen Ermittlungen gab es von der serbischen Polizei keine Reaktion. Das Bundeskriminalamt in Wien verwies auf internationale Bestimmungen zu Geheimhaltung bei Geldwäsche-Ermittlungen.