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20 österreichische Start-Ups lernen in Kalifornien von den ganz Großen.
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Wien. "Irgendwann einmal" möchte er eine Niederlassung an der US-amerikanischen Westküste gründen. Mit so einem Traum würden die meisten 27-jährigen Österreicher wohl belächelt werden. Doch für den Steirer Stefan Ponsold ist dieses Ziel schon greifbar und gar nicht mehr so lange hin: Im ersten Quartal 2013 fährt er für drei Monate ins kalifornische Silicon Valley, dem Mekka der globalen IT-Branche. Ermöglicht wird ihm das durch die Teilnahme an der dritten Internationalisierungs-Offensive "Go Silicon Valley" der Außenwirtschaft (AWO) der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).
Drei Monate lang wird Ponsold einen Platz im Plug&Play-Center in Sunnyvale zugewiesen bekommen, wo er eine Einführung in die US-Geschäftsgepflogenheiten erhält. Dazu kommen Networking mit Kapitalgebern und möglichen Geschäftspartnern und ein Pitch vor einem hochkarätig besetzten Finanzierungsforum, um die Geschäftsanbahnung voranzutreiben.
Ponsold wird versuchen, sein Produkt, die "Sunnybags", US-amerikanischen Business Angels schmackhaft zu machen. Diese würden Ponsold dann vielleicht das geben, was er braucht: Geld. Preise hat er nämlich schon genug abgeräumt für seine Produkte: Taschen mit Solarpaneelen, die über einen USB-Anschluss das Smartphone, den MP3-Player - und per Sonderanfertigung für "Ärzte ohne Grenzen" - auch Defibrillatoren laden können.
Noch wenige Business Angels in Österreich
In Österreich ist es, genauso wie im restlichen Kontinentaleuropa, schwierig, Finanzkapital mit Know-how und Vision zu bekommen, meint Ponsold. "Um die drei Prozent der hiesigen Start-Ups werden von Business Angels finanziert. Bei uns ist man viel eher an das Modell der GmbH gewöhnt. In den USA werden 60 bis 70 Prozent der Start-Ups von Business Angels finanziert." Da bekommt man im Idealfall Partner, die das Eigenkapital stärken und sich in der Branche so gut auskennen, dass sie das Unternehmen weiter pushen.
In Österreich sind Sunnybags derzeit noch komplett eigenfinanziert. Die Konsequenz daraus: Das Unternehmen kommt derzeit mit der Produktion kaum nach, der Expansion sind ohne Partner Grenzen gesetzt. Eine Niederlassung an der US-amerikanischen Westküste hat auch deswegen Sinn, weil die "Amis ihre Geschäftspartner gerne innerhalb einer Autostunde erreichen", weiß Rafael Rasinger, bei der Außenwirtschaft zuständig für internationale Technologiekooperationen und Betreuer des "Go Silicon Valley"-Programms.
Bei der Vorjahrestranche ist etwa das österreichische Start-Up Ulmon, das über Apps digitale Landkarten auch offline anbietet, gleich im Silicon Valley geblieben. Andere haben dort zumindest eine Teilzeit-Zweigstelle aufgemacht, wie das oberösterreichische Unternehmen Bluesource, das es mit dem Programm "Mobile Pocket" möglich macht, Kundenkarten von Unternehmen wie Baumax, Obi oder Sport Eybl, auf das Handy zu laden.
Bluesource ist auch damals ins Silicon Valley gefahren, um Geldgeber zu finden. Doch da der Wert des Unternehmens noch zu gering war, hätten die Unternehmensgründer, die Brüder Sprengseis, zu viel von ihrem "Baby" aufgeben müssen, erzählt Roland Sprengseis. Also blieb es bei der Eröffnung einer Zweigstelle, um in Kontakt mit der Branche zu bleiben. Gebracht hat die Teilnahme an dem Programm trotzdem viel, meint Sprengseis: "Wir würden das jederzeit wieder machen."
Einerseits habe man die Geschäftsprozesse in Kalifornien kennengelernt, andererseits seien durch die Publicity auch europäische Investoren munter geworden, mit denen Bluesource gerade in Gesprächen ist.
In den vergangenen zwei Jahren schickte die Wirtschaftskammer immer 20 Österreicher nacheinander in den gecharterten Pavillon im Valley, dem größten seiner Art, der fünf Arbeitsplätze beherbergt.
Sieben Tickets in die USA sind noch zu haben
Dieses Jahr haben sich zwar 51 Österreicher beworben, aber nur 13 haben die US-Jury - bestehend aus Finanz- und Industrie-Experten - überzeugt. "Es waren teilweise sehr gute Ideen dabei. Aber wir wollen auch, dass die Unternehmen ein ausgereiftes Business-Modell haben und sich mit klarer Positionierung von Mitbewerbern abgrenzen können", erzählt Rasinger. Es sind daher noch sieben der begehrten Plätze frei, für die sich Interessierte mit einer Idee und einem Geschäftsmodell bis zum Sommer bei der Wirtschaftskammer bewerben können.
"Der Fokus wird für jedes Unternehmen unterschiedlich sein", meint Rasinger. "Aber alle sagen: Das Programm verändert deine Business-DNA. Man wird eines Besseren belehrt."