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Sex & Crime

Von David Axmann

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Am Montagnachmittag startete RTL mit zwei neuen Gerichtsshows: 14 Uhr: Das Strafgericht, 15 Uhr: Das Familiengericht. Und zur Abrundung tagte um 16 Uhr das schon länger amtierende Jugendgericht. Damit versucht dieser Privatsender der Konkurrenz Gerichtssaalkiebitze abspenstig zu machen, denn auf SAT1 sprechen ja schon seit geraumer Zeit Richterin Barbara Salesch und Richter Alexander Hold so regelmäßig wie ordentlich Recht, während im ZDF der Streit um Drei vom Zaun gebrochen und geschlichtet wird.

Serientäter handeln bekanntlich stets nach dem gleichen Muster, und Fernsehmacher halten sich an erprobte Mittel zur Publikumsanlockung: Sex & Crime lautet die Headline über den zum TV-Spiel freigegebenen Szenen, welche von gewieften Drehbuchautoren geschrieben und von echten (aber beurlaubten) Richtern und Laiendarstellern gestaltet werden. Dabei gibt es so interessante und lebensnahe Fälle zu verhandeln wie den: ein Postbote wird verprügelt, weil er einem falschen Empfänger ein Päckchen mit getragenen Damenunterhöschen zustellen will. Oder: einer Prostituierten wird von zwei Hausfrauen der Kopf kahl rasiert. Oder: ein als Folterknecht verkleideter Partygast schlägt einen Liebhaber seiner nymphomanen Freundin nieder.

Es ist dem ORF hoch anzurechnen, dass er der Versuchung, eine eigene Gerichtsshow (z. B. mit Leiningen-Westerburg in der Hauptrolle) anzusetzen, bisher widerstanden hat; am Küniglberg steht man offensichtlich auf dem Standpunkt: Wir werden kein' Richter brauchen.