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Unternehmen haben künftig nur zwei Möglichkeiten, wirtschaftlich zu überleben: Sie müssen entweder Weltmeister in der Disziplin Fitness (niedrigste Kosten, höchste Flexibilität, schnellste Innovation) sein oder sich ein sexy Image aufbauen, das dann hilft, nicht ganz so perfekte oder billige Produkte trotzdem gut zu verkaufen.
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Das ist die Grundthese der beiden skandinavischen Business-Gurus Kjell Nordström und Jonas Ridderstrale, die sie Mittwochabend in Wien anlässlich des "Futuretalks" der Mobilkom Austria vorstellten. Zugang zu Informationen und Infrastruktur sei inzwischen ein Allgemeingut in der Wirtschaftswelt. Daher sei mit Innovation oder gar Technologie allein nicht mehr das große Geld zu machen, sie seien "nur noch Eintrittskarten".
Unternehmen sollten sich auch davor hüten, die erfolgreiche Konkurrenz zu kopieren. "Der internationale Wirtschaftswettbewerb ist keine Karaoke-Bar", meint Nordström in Anspielung auf den Bestseller der beiden "Karaoke Capitalism". In einer Karaoke Bar höre man nur schlechte Kopien. Um Erfolg zu haben, müssten Unternehmen jedoch selbst zu Originalen werden. Dabei bieten sich ihnen nur zwei Wege: Fit oder sexy werden.
In der aktuellen Ära des Billigeinkaufs (H&M, Metro, Walmart . . .) sei es aber fast unmöglich als Unternehmen mit Fitness zu überleben, gibt Nordström zu bedenken: "Das Fit-Game ist ein brutales Spiel. Nur eine Firma kann die niedrigsten Kosten haben." Wer in diesem Bereich spiele, müsse mit Fitness-Weltmeistern wie Walmart oder China konkurrieren. "Außerdem ist die Basis des Fitness-Wettstreits, dass eine Firma davon ausgeht, dass ihre Konkurrenten unfähig sind", warnt auch Ridderstrahle vor diesem Weg.
"Emotional Business" oder: Wie man Gefühl verkauft
Attraktivität sei hingegen weitaus einfacher zu erreichen. "Das ist eigentlich e-business, wobei das 'e' für emotional steht", erläutert Ridderstrale und nennt als Beispiel die Motorradlegende Harley Davidson.
"Wenn eine Firma einem 43-jährigen Buchhalter die Möglichkeit gibt, sich in schwarzes Leder zu kleiden und in Kleinstädten Menschen zu erschrecken, hat sie es geschafft." Das Produkt selbst sei dann nicht mehr so wichtig, verkauft werde hier vielmehr "Economy of Soul", also Gefühl. Bei emotional geprägten Produkten werde auch weniger preissensitiv eingekauft, während bei den Alltagsnotwenigkeiten immer mehr auf Kosten geachtet werde, streicht Nordström weitere Vorteile des sexy Business hervor.
In Sachen Mitarbeiter haben die beiden skandinavischen Wirtschaftswissenschafter dann noch einen Tipp für Unternehmer: "Wenn einer ein millionenschweres Projekt in den Sand setzt, wird er meist gefeuert. Wenn Sie aber alle feuern, die etwas riskieren, dann stoppen sie die Innovationen. - Sie sollten lieber Medallien für die größten Fehlschläge verleihen!"