Zum Hauptinhalt springen

Shakespeare lebt weiter

Von David Cameron

Gastkommentare
David Cameron ist britischer Premierminister.

Das 400. Todesjahr von William Shakespeare gibt uns Anlass, an einen der größten Bühnenautoren aller Zeiten zu erinnern.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

William Shakespeares Vermächtnis ist mit nichts zu vergleichen. Seine Werke wurden in mehr als 100 Sprachen übersetzt und stehen bei der Hälfte aller Schüler und Schülerinnen auf der ganzen Welt auf dem Lehrplan. Sein Zeitgenosse Ben Jonson urteilte über Shakespeare, er sei "nicht eines Zeitalters, sondern für alle Zeiten". Er lebt weiter in unserer Sprache, unserer Kultur und unserer Gesellschaft - sowie durch seinen nachhaltigen Einfluss auf die Bildung.

Shakespeare hat das moderne Englisch mitgeprägt und dazu beigetragen, es zur Weltsprache zu machen. Im ersten großen Wörterbuch, verfasst von Samuel Johnson, wird Shakespeare häufiger als alle anderen Schriftsteller zitiert. Dreitausend Wörter und Redewendungen finden sich in Shakespeares Werken erstmals gedruckt wieder. Aus meiner Kindheit weiß ich noch, dass in "Heinrich V." besonders viele Begriffe zum ersten Mal vorkommen. Wörter wie "dishearten", "divest", "addiction", "motionless" oder "leapfrog" sowie Redewendungen wie "once more unto the breach", "band of brothers" oder "heart of gold" sind in unsere Sprache eingegangen und bis in die heutige Zeit unabhängig von ihrem ursprünglichen Zusammenhang verständlich.

Shakespeare hat auch bei neuen grammatischen Formen und Strukturen Pionierarbeit geleistet: reimlose Verse, Superlative oder die Verbindung von Wörtern zu neuen Wortschöpfungen, wie etwa "blood-stained". Gleichzeitig trug die weite Verbreitung seiner Bühnenstücke sehr zur Vereinheitlichung der englischen Rechtschreibung und Grammatik bei.

Shakespeares Einflüsse gehen aber weit über unsere Sprache hinaus. Seine Wörter, seine Handlungen und seine Charaktere beflügeln nach wie vor unsere Kultur und Gesellschaft. Aus "Julius Cäsar" stammt ein Zitat, das Nelson Mandela als Häftling auf Robben Island ganz besonders schätzte: "Feiglinge sterben viele Male vor ihrem Tod; der Held schmeckt den Geschmack des Todes nur einmal."

Kate Tempests Gedicht "My Shakespeare" befasst sich mit der ewigen Präsenz dieses Autors. Er sei, so schreibt sie, "bei jedem Liebenden, der jemals allein unter einem Fenster stand, in jedem eifersüchtig geflüsterten Wort, in allen Geistern, die keine Ruhe finden".

Während des ganzen Jahres 2016 sind Sie eingeladen, das Leben und Wirken von William Shakespeare mit uns zu feiern. Großbritannien hat ein weltweites Aktions- und Veranstaltungsprogramm unter dem Titel "Shakespeare Lives" - "Shakespeare lebt" - gestartet, mit dem wir die Aktualität Shakespeares hervorheben und ihn noch stärker als Medium zur Förderung der weltweiten Alphabetisierung nutzen wollen.

Das Programm wird in mehr als siebzig anderen Ländern, darunter auch Österreich, unter Federführung des British Council und der "GREAT Britain"-Kampagne durchgeführt.

Von der berühmtesten Liebesgeschichte bis zur größten Tragödie, von den einprägsamen Monologen bis zu den vielen legendären Charakteren - William Shakespeares ungeheure Fantasie, überbordende Kreativität und sein Instinkt für Humanität haben die gesamte Bandbreite der menschlichen Erfahrung erfasst wie bei keinem anderen vor oder nach ihm.

Mehr zum Thema Shakespeare finden Sie in unserem Dossier.