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Shapiro, der Mann, der das FBI überlistete

Von Alexander U. Mathé

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Ein Doktorand an der renommierten US-Universität MIT hat eine Methode ersonnnen, um Dokumente zu erhalten, die das FBI nicht herausgeben will.


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Ryan Shapiro ist auf der Watchlist des FBI. Und das nicht, weil er früher ein Punk war, also einer jener bunten Nonkonformisten, die so oft das besondere Interesse von Sicherheitskräften erregen. Ryan Shapiro hat herausgefunden, wie man das FBI austricksen kann.

Der 37-Jährige studiert an der renommierten technischen Universität MIT. Dort macht der spätberufene Akademiker gerade seinen Doktor am Institut für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft. Thema seiner Dissertation: "Körper(schaften) im Krieg: Tiere, die Freiheit der Wissenschaft und Nationale Sicherheit der USA, 1899-1979". Darin widmet sich Shapiro der Entwicklung der Debatte über Tierversuche. Ein Teilaspekt ist dabei, wie das FBI Tier-Aktivisten und Demonstranten beobachtet und

durchleuchtet. Im Zuge seiner Recherchen ist er auf eine besonders effektive Methode gestoßen, an geheime Dokumente der Bundespolizei zu gelangen, berichtet das Magazin "Mother Jones". Er bedient sich dabei des Freedom of Information Acts. Dieses Gesetz verpflichtet amerikanische Behörden dazu, jedem Bürger möglichst offenen Zugang zu ihren Dokumenten zu geben. Klingt gut, kann im praktischen Anwendungsfall allerdings ein wenig ernüchternd sein, wie Shapiro erfahren musste. Denn wenn er beispielsweise eine allgemeine Anfrage stellte, was das FBI über eine bestimmte Organisation gesammelt hat, so war ein Großteil davon aus datenschutzrechtlichen Gründen geschwärzt. Das brachte Shapiro auf die Idee, sich von einzelnen Personen, von denen er wusste, dass sie mit der besagten Organisation in Verbindung standen, einen Verzicht auf Datenschutz geben zu lassen. Diesen schickte er dann gemeinsam mit der Anfrage an das FBI. Auf einmal sprudelten die Informationen nur so. Shapiro bombardierte das FBI in der Folge regelrecht mit Anfragen. Das brachte ihm neue Erkenntnisse und die Beamten auf die Palme. Bis es diesen schließlich zu viel wurde. Die Regierung hat beim Bezirksgericht in der Hauptstadt Washington einen Antrag gestellt, die Herausgabe von 350.000 Seiten an Dokumenten zu untersagen, die Shapiro beantragt hat. Sein Vorgehen gefährde die nationale Sicherheit, argumentiert das FBI. Durch die Analyse der Vielzahl an Dokumenten könne es ihm gelingen - gleich einem Mosaik - ein Bild zusammenzusetzen, das den Kampf gegen den heimischen Terrorismus gefährde. Warum das so ist? Eine Antwort würde - folgerichtig - ebenfalls die nationale Sicherheit gefährden. Shapiro versucht dennoch weiterhin vor Gericht recht zu bekommen und hat dabei prominente Unterstützung von zahlreichen Medien und Organisationen erhalten, darunter der Juristenvereinigung. Eine Entscheidung sollte in den nächsten Monaten fallen.