Facebook will Empfehlungen für Freunde ausweiten. | Social Commerce ersetzt den Online-Shop nicht.
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Wien. Werden soziale Netzwerke bald nicht nur zum Kontakt halten mit Freunden, sondern auch zum Einkaufen genutzt? Während sich der Verkauf über das Internet bereits etabliert hat, bringen erst wenige Unternehmen ihre Produkte über Facebook an den Mann. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erwartet dennoch viel vom Verkaufen über soziale Netzwerke (Social Commerce): "Wenn ich raten müsste: Social Commerce wird als Nächstes explodieren", meinte er bereits im August des Vorjahres.
Ein Grund für diese Annahme: Persönliche Empfehlungen werden wichtiger. Glaubt man den unzähligen Gerüchten, die Blogs und Medien verbreiten, wird Facebook am Donnerstag bei der Entwicklerkonferenz F8 in San Francisco die Möglichkeiten ausweiten, um Freunden etwas zu empfehlen. Das Internet-Blog Techcrunch will erfahren haben, dass der "Gefällt mir"-Knopf Zuwachs bekommt: Nutzer sollen bald auch zeigen können, dass sie etwas gelesen, gehört oder angeschaut haben ("Read", "Listened", "Watched").
Da die Nutzer bereitwillig über sich selbst Auskunft geben, können Werbetreibende ihre Botschaften so zielgenau loswerden wie nie zuvor. Soziale Netzwerke gelten als Zukunft der Online-Werbung. "Wenn ein Freund über Facebook ein Produkt empfiehlt, braucht ein Unternehmen keine große TV-Kampagne", sagt Jörg Spreitzer, Chef der Werbeagentur JWT Wien und Prag.
Datenschutz-Bedenken als Hindernis
Unternehmen nutzen Facebook derzeit eher zu Marketing-Zwecken als zum Verkaufen - und verlinken von ihrer Präsenz dort auf ihren Online-Shop. "Das macht aber wenig Sinn, weil die Absprungrate der Kunden sehr hoch ist. Viele sind irritiert und schließen die Internetseite, auf die sie weitergeleitet werden", sagt Daniel Pfausler, Marketing- und Kommunikationsleiter bei Shopshare. Das Tiroler Unternehmen mit Sitz in Längenfeld hat eine Lösung entwickelt, mit der Shops auf Facebook-Seiten inte-griert werden können.
Das Marktsegment ist relativ neu: Erst seit Februar erlaubt es Facebook, mit dem "https"-Verfahren Daten vollständig verschlüsselt zu übertragen.
Datenschutzbedenken gelten als Hindernis, wie ein internationaler Trend-Report der Werbeagentur JWT ergeben hat. Acht von zehn Befragten aus den USA und Großbritannien gaben an, dass sie beim Einkaufen direkt über Facebook Bedenken in Bezug auf den Datenschutz hätten.
Diese Bedenken will Pfausler ausräumen: "Alle Daten werden beim Kauf komplett verschlüsselt, keine Daten gehen an Facebook." Die Kreditkartendaten würden lediglich an die Zahlungsabwickler wie Paypal gehen. Zudem garantiere das Gütesiegel für Online-Shops "Trusted Shops", mit dem das rund zehnköpfige Unternehmen zertifiziert ist, Rechtssicherheit, sodass keine Abmahnungen drohen.
Shopshare erhält laut eigenen Angaben "sehr viele Anfragen" für Facebook-Shops. Derzeit arbeite man an einem Projekt für den Internet-Händler Redcoon, der heuer im Frühjahr von Media-Saturn übernommen wurde.
Koch Lafer und Joop verkaufen auf Facebook
Im Moment werden Facebook-Shops eher eingesetzt, um einzelne Produkte bekannt zu machen und nicht als Verkaufsplattform. Sehr gut würden Shops im Zuge einer Werbekampagne funktionieren, die limitierte Editionen für kurze Zeit via Facebook verkaufen, sagt Pfausler.
So bietet der Koch Johann Lafer sein komplettes Produktsortiment über das soziale Netzwerk an, zusätzlich können Fans Rabatte über Gruppenverkäufe (Deals) erlangen. Die Modemarke Joop startete eine temporäre "Pop-Up-Boutique". "Kunden brauchen einen Anreiz, um auf Facebook einzukaufen. Sie erwarten, dass ihnen die Marke etwas Besonderes bietet", erklärt Pfausler. Social Commerce eigne sich für viele Branchen: vom Verkäufer von Audio-Anlagen bis hin zu Sex-Shops. Auch für Jung-Designer könne Facebook eine attraktive Verkaufsplattform sein, um an mehr Kunden zu kommen und von den eigenen Freunden - und deren Kontakten - zu profitieren, sagt Spreitzer.
Ein Produkt verkauft sich über Facebook aber nicht von selbst: "Viele Unternehmen vergessen, für den Shop zu werben", sagt Pfausler. Aufmerksam werden potenzielle Kunden zum Beispiel durch eine Anzeige, die auf den Shop hinweist.
Neben einer Verkaufsplattform muss die Facebook-Präsenz noch mehr zu bieten haben: "Wenn der Shop die einzige Anwendung ist, dann ist das zu dünn", warnt Spreitzer
http://www.trustedshops.de/