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Sein Sieg sei die Absage an die herkömmliche Politik, meinte Arnold Schwarzenegger, als Dienstag Abend (Ortszeit) sein Sieg bei den kalifornischen Gouverneurswahlen feststand. Und tatsächlich, wer kurz zuvor die Ansprache des abgewählten Gouverneurs Gray Davis mitverfolgt hatte, konnte sich überzeugen, dass hier ein Showtalent gegen einen biederen, etwas farblosen Politiker das Rennen gemacht hatte.
Wie der "Action"-Star in den letzten Wochen durch den Bundesstaat getourt war und mit wenig politischen Inhalten maximale Mobilisierung der Wähler erreicht hat, schien einem perfekten Drehbuch entnommen zu sein. "Gebt mir den Besen, gebt mir den Besen" hatte er bei seiner Abschlussveranstaltung am Sonntag in Sacramento unter dem Jubel seiner Anhänger gerufen und angekündigt, dass er nach den Wahlen "aufräumen" werde.
In einem Land, in dem vor fünf Jahren beinahe der amtierende demokratische Präsident in einem Impeachment-Verfahren seines Amtes verlustig gegangen wäre, weil man ihm einen Seitensprung mit einer willigen Praktikantin nachgewiesen hatte, glitten Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den republikanischen Gouverneurskandidaten wie an einer TeflonPfanne ab. Die Gattin aus dem demokratischen Kennedy-Clan war in den schwierigen letzten Tagen des Wahlkampfes wie Generationen von Kennedy-Frauen vor ihr an der Seite ihres Mannes gestanden und hatte ihn gegen die Vorwürfe, die es seit Jahren gibt, verteidigt. Nicht von ungefähr stand sie bei Schwarzeneggers Dankadresse, die mehr an eine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung als an ein politisches Statement erinnerte, ganz an erster Stelle und der Dank an die Wähler kam erst ganz zum Schluss.
Nach seinem triumphalen Wahlerfolg wird Schwarzenegger nun beweisen müssen, dass er die marode Wirtschaft des Staates Kalifornien wirklich sanieren kann und da wird es mehr bedürfen als kernigen Auftritten nach perfekten Drehbüchern. Von der Erfüllung der hehren Wahlversprechen - bessere Wirtschaft, bessere Schulen, mehr Arbeitsplätze und gleichzeitig weniger Steuern - wird es abhängen, ob der Sieg des Republikaners Schwarzenegger in Kalifornien auch zum erhofften Rückenwind für Präsident George W. Bush bei den Wahlen im kommenden Jahr wird. Denn der Präsident, der sich angesichts der ungelösten Lage im Irak mit fast täglich getöteten US-Soldaten und einem Skandal um die Enttarnung einer CIA-Agentin, in den sein Umfeld verwickelt sein dürfte, mit mageren Zustimmungswerten herumschlagen muss, könnte bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November 2004 vor genau den Problemen stehen, an denen Gray Davis in Kalifornien gescheitert ist. Auch er ist zu einer Zeit der Budgetüberschüsse angetreten und steht heute vor einem Schuldenberg. Und auch er muss eine marode Wirtschaft wieder in Gang bringen. Gelingt Schwarzenegger in Kalifornien nicht ganz rasch eine Trendwende, so könnte sich das, was Kommentatoren bereits vor den Wahlen als eine "feindliche Übernahme von rechts" bezeichnet haben, schon im kommenden Jahr als Pyrrhussieg herausstellen.