Jerusalem - Mit dem Ex-General Anthony Zinni hat die US-Regierung einen erfahrenen und hartnäckigen neuen Kämpfer in den Treibsand der Nahost-Vermittlung geschickt.
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Der 58-jährige, der bis vor drei Jahren als Kommandeur der US-Streitkräfte im Persischen Golf und Teilen des Nahen Ostens diente, gilt als Kenner der arabischen Welt und verfügt über enge militärische Verbindungen mit arabischen Staaten wie Ägypten und Jordanien sowie den Golfstaaten. Dennoch sehen die stark sicherheitsorientierten Israelis ihn eher als "professionellen Militär" und nicht als einen der bei ihnen verpönten "Arabisten" des US-Außenministeriums, wie etwa seinen Vermittlungspartner William Burns.
Burns, der als Leiter der Nahost-Abteilung im US-Außenministerium in den vergangenen Monaten mehrmals ohne großen Erfolg zu Vermittlungsbesuchen in die Region kam und mittlerweile eher in Zinnis Schatten steht, gilt im Büro des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon als "Führer der pro-arabischen Lobby" in Washington.
Auf der anderen Seite werfen auch die Palästinenser den US-Unterhändlern immer wieder einseitige Unterstützung der israelischen Positionen vor. Bei ihnen hat Zinni jedoch bessere Karten als seine Vorgänger im Nahost-Vermittlungsteam der vorherigen Clinton-Regierung, die als jüdische Amerikaner immer wieder in den Verdacht kamen, zu pro-israelisch eingestellt zu sein.
Zinni hat nicht umsonst den Ruf eines "harten Kerls": Bevor er 1961 zu den Marines ging, arbeitete er als Schuldeneintreiber in Philadelphia. Seine Methoden und seine italienische Abstammung trugen ihm dabei den Spitznamen "Der Pate" ein. Der als sehr durchsetzungsfähig, aber pragmatisch geltende Zinni kämpfte später im Vietnam-Krieg und wurde dabei verwundet.
Die US-Regierung hat ihn nun mit dem beschränkten Ziel in die Region geschickt, eine Waffenruhe zu erzielen und die Sicherheitszusammenarbeit beider Seiten wieder in Gang zu bringen. "Sicherheitszar" Zinni gilt zwar als unerfahren im Nahost-Konflikt, aber paradoxerweise könnte dies nach Einschätzung von Beobachtern gerade von Nutzen sein.
Der ehemalige US-Botschafter in Israel, Edward Walker, meinte: "15 Jahre lang waren Leute am Zuge, die jedes Detail (im Nahost-Konflikt) kannten, aber dies führte nirgendwohin. Vielleicht kann jemand, der von anderswo kommt, das Denken auffrischen und dabei helfen, eine Lösung zu finden." Auf jeden Fall hat Zinni den Auftrag, so lange in der Region auszuharren, bis zwischen Israel und den Palästinensern endlich Waffenruhe herrscht.