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Wer’s noch nicht bemerkt hat: Es ist die stillste Zeit im Jahr. Das hat sich schon Karl Heinrich Waggerl gewünscht und es ist noch immer nicht anders. Das zeigen die pünktlich mit der zweiten Kerze am Adventkranz aufflammenden Aufrufe zur Besinnlichkeit. Heuer betrifft es einmal nicht die Weihnachtsmusik-Berieselung in Großkaufhäusern und auch (noch) nicht die Mäßigung am Punschstand - Stichwort klingende Weihnachtsmannmütze auf grölendem Besitzer.
Nein, es geht ums E-Mail-Schreiben. Jetzt mögen manche einwenden: So viel Lärm macht das nun auch wieder nicht. Immer mehr Unternehmen stellen aber fest, dass E-Mails Zeiträuber Nummer eins sind. Es soll sogar Firmen geben, in denen Mitarbeiter während Sitzungen auf dem Telefon ihre Mails checken. Nach der Sitzung fragen sie die Kollegen, ob sie ihnen bitte in einem Mail schnell zusammenfassen könnten, was in der Sitzung besprochen wurde. Beim Waschmittelhersteller "Henkel" gibt es zwischen Weihnachten und Neujahr nun die Weisung, man solle nur die allernötigsten Nachrichten per E-Mail schicken. Der Konzernchef meint nämlich: "Nur weil sich irgendjemand irgendwo langweilt, muss ich keine Mails lesen."
Das klingt ambitioniert. Nicht nur, weil in unserer Informationsgesellschaft die Frage nach der "allernötigsten Nachricht" eine durchaus existenzielle sein kann. Sondern auch, weil das genau jene kritische Zeit ist, in der alle, die zu Weihnachten ein neues Smartphone bekommen haben, das natürlich umfassend ausprobieren wollen.