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Sie kommt, sie kommt nicht

Von Petra Rathmanner

Politik

Die neue Rechtschreibung wird - mit einigen Ausnahmen - mit 1. August für alle Schüler wirksam. Das gilt für Österreich, auch für die Schweiz, nicht aber für ganz Deutschland. Am Wochenende wurde bekannt, dass Bayern und Nordrhein-Westfalen nicht mitziehen und den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz blockieren.


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Die Begründung: Der Rat für deutsche Rechtschreibung soll Zeit haben, die begonnene Reform der Reform abzuschließen. Erst dann sei, so Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CDU), "eine Reform aus einem Guss" möglich. Bisher einigten sich die Experten lediglich auf die Getrennt- und Zusammenschreibung, die in strittigen Fällen ein Zurück zur alten Schreibweise toleriert, wie die "Wiener Zeitung" bereits berichtete. Weiters werden Worttrennung und Zeichensetzung beanstandet. Doch auch für Kernbereiche der Reform, wie etwa Groß- und Kleinschreibung, hatte der Rat bereits weit reichende Veränderungsvorschläge gemacht oder angekündigt, die auf eine Revision vieler neuer Regeln hinauslaufen würde.

In Deutschland scheiterte ein einheitlicher Beschluss, die Einführung der neuen Rechtschreibung zu verschieben, vor allem am Widerstand der SPD-geführten Länder. Am 2. Juni wurde also beschlossen, das neue Regelwerk - mit Ausnahme der im Rat noch offenen Punkte - umzusetzen. Mit der Blockade einzelner CDU-regierter Länder ist aber Tür und Tor für einen "Sprachföderalismus" geöffnet. Davor warnte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Johanna Wanka (CDU) nun auch eindringlich.

Ihre Worte scheinen bereits zu fruchten: Das unionsgeführte Sachsen-Anhalt wird jedenfalls die Einführung der Rechtschreibreform zum 1. August nicht verschieben. "Wir halten uns an einmal getroffene Vereinbarungen", sagte Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) am Montag. "Ich bin auch offen für einen alternativen Weg, aber die Entscheidung muss unbedingt einheitlich von allen Bundesländern getroffen werden. Alles andere könnten wir auch unseren Nachbarn Österreich und der deutschsprachigen Schweiz nicht mehr vermitteln."

Jetzt kann man nur hoffen, dass der Rat seine Arbeit rasch und auf sinnvolle Weise beendet - bis dahin gibt es nicht einmal formal eine einheitliche Rechtschreibung für die deutsche Sprache.