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Sie wissen ganz genau, was sie tun

Von Heiner Boberski

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Skandal: Ein Kurzfilm aus dem Jahr 1933 zeigt die heutige englische Königin Elizabeth II. im zarten Alter von sieben Jahren, wie sie mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Margaret die Hand zum Hitlergruß erhebt. Ein britisches Massenblatt hat mit dieser "Enthüllung" für Aufsehen gesorgt. Wem das nützt? Nur der Auflage dieses Mediums (dessen Namen sei deshalb hier nicht genannt) - und vielleicht ein paar Historikern, die sich jetzt mit Auslassungen darüber, wie weit rechts die englische Königsfamilie stand, profilieren können.

Es gehe ja gar nicht um die Queen, sondern um den Onkel der Mädchen, den späteren König Edward VIII., der offensichtlich bei der Filmszene Regie geführt habe, betonen die Befürworter der Veröffentlichung. Dass Edward mit Hitler sympathisierte, ist aber längst bekannt, dazu bedurfte es nicht dieses 17-Sekunden-Films, der, wie Simon Heffer im "Telegraph" zu Recht aufzeigt, auch nur als eine damals in England weithin übliche Verspottung des Hitlergrußes gesehen werden kann.

Gerade unter Elizabeths Vater, dem mit einem Sprachfehler behafteten König George VI. (dem Filmpublikum aus "The King‘s Speech" bekannt), hat England dem Nationalsozialismus entschiedenen Widerstand geleistet.

Abgesehen davon, dass 1933 noch keiner etwas von Rassegesetzen, Massenmord und Krieg wusste, zielen sicher nur die primitivsten Vorwürfe darauf, was jemand als Kind getan hat oder tun musste (man erinnert sich auch an Joseph Ratzinger als Hitlerjunge). Doch im Gegensatz zur kleinen Elizabeth von damals wissen die heutigen "Enthüller" ganz genau, was sie tun. Und das ist schäbig.