Wer fernsieht, muss ja zwangsläufig Werbung auf sich einprasseln lassen. Denn niemand muss ja alle zwanzig Minuten aufs Klo oder etwas aus der Küche holen. Manchmal ist es aber auch gar nicht so uninteressant, sich Werbespots anzusehen - denn irgendwie spiegeln sie auch den aktuellen Unternehmer-Zeitgeist wider. Oder zumindest die Art, mit der Unternehmer glauben, dem Konsumenten in spe ihre Produkte andrehen zu können.
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Da zischen benzinfressende, glänzende Geländewagen durch prachtvolle, irisch anmutende Landschaften. Handyanbieter versuchen mit Stress-Sprechern - zurzeit unbedingt als Santa Claus verkleidet - zu noch mehr Kommunikation zu animieren. Jedes dritte Wort muss dabei Smart-Phone oder Super-Phone lauten - "Juhu, es neunnachtet so sehr." Auf Stress setzt auch das Glücksspiel: Der Mensch im Bild, der natürlich gerade enorme Summen gewonnen hat, springt stets wie ein Wahnsinniger herum. Soll das eigentlich Freude darstellen? Beim Anpreisen vom "herrlichen Wohlfühleffekten" von Frauen-Pflegeprodukten hingegen dürfen die zuckersüße Info-Stimme und eine hübsche, sich im Bild räkelnde Darstellerin nie fehlen. Dass gerade dieses eine Produkt verwendet werden soll, verraten dabei Haut oder Haare höchstpersönlich - denn "sie wissen, was Sie brauchen". Und noch immer gibt es diese Spots, die sich seit den 60er Jahren - abgesehen von der Bildqualität - nicht weiterentwickelt haben: Bei denen die gute, alte Hausfrau noch immer "Ach, so ein schlimmer Fleck! Wie krieg ich den nur weg?" in die Kamera raunzt. Aber ja, putzen und waschen wollen die Menschen wohl immer. Vielleicht braucht es da deshalb keine neuen Ideen. *