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Umsatz stieg auf mehr als 4 Mrd., Ergebnis auf mehr als 360 Mio. Euro. | Stärkstes Wachstum im Osten. | Wien. "Das machst noch Du" - Brigitte Ederer, seit zwei Tagen neue Vorstandschefin bei Österreichs größtem Industriekonzern, lächelt ihrem Vorgänger Albert Hochleitner bei der Bilanzpressekonferenz von Siemens Österreich ermunternd zu, als die Übernahme der VA Tech zur Sprache kommt.
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Hochleitner lächelt entspannt zurück - mit der fast eine Mrd. Euro schweren Akquisition der VA Tech hat er in seinem letzten Jahr als Generaldirektor das bei seinem Amtsantritt 1994 angepeilte 100-Mrd. Schilling-Umsatzziel doch noch geschafft. Er übergibt der früheren Europa-Staatssekretärin, SPÖ-Bundesgeschäftsführerin und Wiener Finanzstadträtin Ederer, die bereits seit 2001 dem Siemens-Vorstand angehört, einen Konzern, der 2006 mit mehr 30.000 Mitarbeitern mehr als 7 Mrd. Euro Jahresumsatz erzielen wird.
Hochleitners letzte Jahresbilanz präsentiert Finanzvorstand Peter Schönhofer - "ich wiederhole mich da gerne jedes Jahr" - neuerlich als die "beste der Unternehmensgeschichte". In Zahlen: Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/2005 (per Ende September) hat Siemens in Österreich und den von Wien aus verantworteten zentral- und osteuropäischen Staaten - ohne VA Tech - den Umsatz um 4,5 Prozent auf 4,029 Mrd. Euro gesteigert. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) erhöhte sich um 9 Prozent auf 360,4 Mio. Euro. Der Auftragseingang stieg um 4,3 Prozent auf 4,225 Mrd. Euro, die Zahl der Mitarbeiter um 12,6 Prozent auf 19.859. 2005/06 kommen drei Umsatzmilliarden und gut 10.000 Mitarbeiter von der VA Tech dazu - deren Hydrosparte schon abgerechnet. Die muss man - "leider" - auf Wunsch der EU-Wettbewerbshüter verkaufen.
Auf Wachstumskurs bleiben will auch Ederer: "Kollege Schönhofer soll bei seinen Wiederholungen bleiben und in den kommenden Jahren immer neue Rekordergebnisse präsentieren".
Dass Siemens-Österreich in den letzten Jahren mehrmals als "schönste Tochter" des deutschen Elektroriesen den konzerninternen Exzellenz-Wettbewerb gewinnen konnte, geht nicht zuletzt auf die Erfolge zurück, die man in Zentral- und Osteuropa erzielt. Dort sind die Wachstumsraten fast doppelt so hoch wie im Heimatmarkt. Im von Wien aus verantworteten "Wirtschaftsraum Österreich-CEE" - 65 Millionen Einwohner und ein Elektro/Elektronikmarkt von fast 30 Mrd. Euro - verschieben sich die Gewichte immer mehr nach Osten und Südosten. Dort - Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro und Rumänien sowie jüngst auch Bulgarien - waren die Zuwachsraten 2004/05 hoch zweistellig: Auftragseingang plus 51,8%, Umsatz plus 31,7%, Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) plus 40,8%, Mitarbeiterzahl plus 48,2%.
Weitere Zukäufe in Osteuropa geplant
Dennoch habe man in Osteuropa das Ziel, jedes Jahr beim Marktanteil einen Prozentpunkt dazu zu gewinnen, noch nicht erreicht, berichtete Hochleitner. Um stärker als Markt wachsen zu können, müsse es weitere Zukäufe geben.
Man prüfe derzeit rund 30 bis 40 Unternehmen in Osteuropa für eine Übernahme, sagte Finanzvorstand Peter Schönhofer am Rande der Pressekonferenz zur APA. Bei drei Akquisitionsprozessen in Serbien und Rumänien mit einem Jahresumsatzvolumen von 30 Mio. Euro sei man bereits "nahe am Closing". Zuletzt hatte Siemens in der Slowakei, in Serbien, Rumänien und Bulgarien vier Akquisitionen getätigt, das dazugekaufte Umsatzvolumen bezifferte Schönhofer mit 200 Mio. Euro.
VATech-Hydro-Verkauf läuft planmäßig
Erster Arbeitsschwerpunkt Ederers wird aber vorerst doch die Integration der VA Tech sein. Die Siemens-Österreich-Gruppe wird sich danach in die vier Bereiche "Siemens AG Österreich" - mit Beteiligungen wie SBS und aii - , "Siemens Elin Industrie", "Regionen" und weltweit tätige "Bereichseinheiten" gliedern, erläuterte Ederer.
Österreichs Position im Konzern wird sie womöglich noch "kantiger" vertreten als Hochleitner. "Österreichische Lösungen", wie etwa die auf weltweit 6.000 Mitarbeiter aufgestockte Programm- und Systementwicklung PSE, würden in München durchaus goutiert. Die PSE habe "konsequent Personal vor allem in umliegenden Niedriglohnländern sowie in China aufgebaut, um damit wettbewerbsfähig Software-Dienstleistungen innerhalb des ganzen Konzerns anbieten zu können".
Beim Verkauf der VATech Hydro ist Hochleitner gelassen und zuversichtlich: Bis 19. Dezember erwartet man von drei bis vier der sieben auf der shortlist verbliebenenen Bewerber verbindliche Angebote, mit zwei bis drei will man dann in die Endverhandlungen gehen, noch im Jänner sollte alles unterschriftsreif sein. Gerüchte, Siemens habe hinter den Kulissen wohl bereits entschieden, an das "befreundete" Konsortium seines deutschen Aktionärs Allianz zu verkaufen, tat Hochleitner als "Unsinn" ab.
Jüngstes Gerücht: Andritz, dem bisher nur Interesse an einem Teilbereich nachgesagt wurde, wolle nun doch die ganze Sparte mit 3.000 Mitabeitern und 900 Mio. Euro Umsatz haben - und sei plötzlich Favorit.