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Das Rätselraten um die Zukunft der VA Tech geht weiter. Gestern wurde bekannt, dass der Übernahmekommission eine neue Erklärung von Siemens Österreich vorliegt. Deren Inhalt wird jedoch nicht verraten. Die Kommission prüft derzeit, ob Siemens und Mirko Kovats wegen der gemeinsamen Pläne ein Übernahmeangebot für den Linzer Konzern vorlegen müssen. Der Betriebsrat warnt unterdessen vor den negativen Folgen | einer Übernahme und droht mit Kampfmaßnahmen.
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"Siemens ist für uns kein Partner." Für Anton Beneder, VA Tech-Betriebsratschef, ist klar: Bei einer Übernahme durch den zwanzigmal größeren Siemens-Konzern könne die VA Tech wie auch der heimische Steuerzahler den Kürzeren ziehen. "Dabei gewinnen wir als Standort Österreich nicht." Er geht davon aus, dass circa die Hälfte der 7.800 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verliert. Denn die VA Tech und Siemens hätten zu viele Überschneidungen in fast allen Geschäftsfeldern.
Deshalb wurde gestern bei der Betriebsräte-Konferenz in Wien der Beschluss gefasst, dass "alle Kampfmaßnahmen zu ergreifen sind, um eine feindliche Übernahme abzuwehren". Im Notfall sei auch Streik möglich, man werde davor nicht zurückschrecken. Zuvor setzt Beneder jedoch darauf, alle Verantwortlichen - Regierung, Aktionäre und den möglichen Übernahmeanwärter Siemens - "einzubinden, um einen gemeinsamen Weg zu finden". Er appelliert auch an die Aktionäre, damit sie den Sanierungskurs mitgehen und die feindliche Übernahme verhindern.
Was Mirko Kovats, der über seine Victory Beteiligungsgesellschaft knapp 13% an der VA-Tech hält, tatsächlich im Schilde führt, bleibt dem Betriebsratsvorsitzenden ein Rätsel. Er erinnert sich an ein Gespräch mit Kovats, bei dem ihm dieser versichert hätte, ein stabiler Kernaktionär zu bleiben. Die jetzigen Verhandlungen mit Siemens wegen einer Übernahme der VA Tech sprächen jedoch eine andere Sprache. Auch für seinen Betriebsratskollegen Ernst Artner ist das Kovats-Engagement fragwürdig: "Ich hoffe auf die wirtschaftliche Vernunft von Siemens, sich gut zu überlegen, ob man mit Kovats gemeinsame Sache macht."
Steirischer Widerstand
Die steirische Politik kündigt Widerstand gegen den Ausverkauf an Siemens und die mögliche Zerschlagung des heimischen Unternehmens mit Standorten in Wien, Linz und Weiz an.
Landeschefin Waltraud Klasnic besuchte gestern das Werk in Weiz. Sie fordert von der Regierung, dass die ÖIAG bei einer allfälligen Kapitalerhöhung mitzieht. Weiters erwartet sie eine "rasche Konkretisierung des Privatisierungsauftrages im Sinne einer gesicherten Zukunftsorientierung für den Wirtschaftsstandort". Auch Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider verlangt eine klare Positionierung der Staatsholding gegenüber dem Siemens-Konzern.
Heute tagt der Zentralvorstand der Siemens AG in München. Dieser wäre für das Übernahmeangebot zuständig. Die deutsche IG-Metall will deshalb vor der Zentrale gegen die Pläne des Managements protestieren, da sie um die Jobs der Siemensmitarbeiter fürchtet. An den heimischen VA Tech-Standorten finden heute ab Mittag Betriebsversammlungen zur Information der Mitarbeiter statt.