"Herr Löscher geht vor wie der Elefant im Porzellanladen": Siemens-Chef Peter Löscher sieht sich ein Jahr nach seinem Amtsantritt in München ungewohnt heftiger Kritik seiner Betriebsräte ausgesetzt. Anlass sind die frühzeitig an die Presse durchgesickerten Jobkürzungspläne. | Viel glimpflicher kommt hingegen Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer in Wien bei einem der größten Kürzungsprogramme in der Geschichte des deutschen Elektroriesen davon.
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Ein wenig verwunderlich: Ist doch der österreichische Siemens-Gemischtwarenladen von den Strukturarchitekten in München oft ein wenig scheel angesehen worden, obwohl die Österreich-Tochter mit den von ihr geführten mittelosteuropäischen Ländern die längste Zeit für Spitzenergebnisse und fette Dividenden an die Mutter gesorgt hatte.
Löscher will die Kosten bis 2010 um 1,2 Milliarden Euro pro Jahr senken. Mehr als 17.000 der weltweit 430.000 Jobs sollen gestrichen werden, fast 6500 davon in Deutschland.
Siemens soll "wetterfest" werden, betont Löscher. Der Konzern leidet nach seiner Analyse unter deutlich zu hohen Verwaltungskosten. "Mit 17 Prozent vom Umsatz liegen wir fünf Prozentpunkte über dem Niveau der besten Wettbewerber", hatte er bereits im November 2007 kritisiert.
Der Großteil des Personalabbaus soll daher in der Verwaltung stattfinden: 12.500 Siemensianer seien durch den drastischen Konzernumbau überflüssig geworden, den Löscher durchgezogen hat: Aus acht Geschäftsbereichen wurden drei Sektoren, aus 70 Regionaltöchtern 20 Cluster.
Löscher zielt vor allem auf das von ihm nicht gerade schmeichelhaft als "Lehmschicht" bezeichnete obere und mittlere Management. Konzernkreisen zufolge stehen in Deutschland 1700 Arbeitsplätze der Direktorenebene und im außertariflich bezahlten, oberen Management zur Disposition. Die übrigen gut 4700 Stellen werden vornehmlich Führungskräfte der mittleren Ebenen sein, besonders in den Zentralen in Erlangen, Nürnberg und München.
Von den insgesamt angeordneten 1,2 Milliarden Einsparungen hat der Aufsichtsrat Ederer für Österreich und CEE gerade einmal 42 Millionen aufgebrummt - vergleichsweise wenig. Und es werden auch vergleichsweise wenige Jobs wegfallen. Bei den Verwaltungskosten war man schon in den letzten Jahren im Konzernvergleich vorbildlich niedrig, hält man sich in Wien zugute. Und die Auftragsbücher sind voll wie nie. In einigen der stark wachsenden osteuropäischen Märkte wird es sogar mehr Jobs geben. Auch in Österreich, etwa bei den Anlagenbauern der VAI in Linz oder in den Weizer Trafowerken, werden Mitarbeiter gesucht.
Ebenso sollten die - durch den Umbau bedingten - Ausgliederungen von Sparten wie etwa der Siemens-Elin-Haustechnik oder eines Teils der Elektronikteilefertigung ohne massive Arbeitsplatzeinbußen über die Bühne gehen.
Dem Bereich Simea - Fließbandfertigung von Elektronikbauteilen vor allem für Haushaltsgeräte - hätte leicht ein Schicksal à la BenQ-Handyproduktion blühen können. Dieser ist bald nach der Ausgliederung pleite gewesen. So aber zählen nun rund 1000 Mitarbeiter in Wien und Hermannstadt auf einmal doch wieder zum Siemens-Kerngeschäft. Und für Siegendorf, Linz und Wien mit rund 600 Jobs soll ein Käufer - bevorzugt das Management - gefunden werden, haben die Betriebsräte im Aufsichtsrat durchgesetzt. In Wien weiß man offenbar, wie man sich in einem Porzellanladen, pardon: Mischkonzern, bewegen muss.
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