Auch in Zeiten der Huldigung des Kern-Geschäftsfelds kann es sich lohnen, ein Gemischtwarenladen zu sein: Gerade das langjährige Sorgenkind Verkehrstechnik macht derzeit der Siemens-Österreich-Gruppe - neben den Sparten Industrie, Gebäudetechnik und Medizintechnik - die meiste Freude. In schwierigem Umfeld habe man ein "doch sehr zufriedenstellendes Ergebnis" des Geschäftsjahres 2000/2001 (per 30. September) erreicht, resümierte Generaldirektor Albert Hochleitner am Dienstag in der mit auslieferungsbereiten Metro- und U-Bahn-Zügen für Slowenien, Frankreich und Malaysia "schön vollen" Halle 34 der SGP in Wien-Simmering.
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Dort - seit neuestem das Welt-Kompetenzcenter des Konzerns für den Metro- und Regionalbahnbereich - und im Werk Graz - Drehgestelle - ist man jetzt für die nächsten vier Jahre bestens ausgelastet.
Einem von 132,7 Mill. Euro auf 160,9 Mill. Euro verbessertes operativem Ergebnis steht ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) gegenüber, das mit 322,1 Mill. Euro unter den beiden Vorjahren (439,2 bzw. 350,9 Mill. Euro) zu liegen kam. Ursache dafür war ein deutlich schwächere Finanzergebnis: "Nach den Terroranschlägen des 11. September hätte der Bilanzstichtag 30.9. nicht ungünstiger fallen können," sagte Hochleitner. Vier Fünftel der dabei realisierten Anlageverluste seien inzwischen wieder kompensiert, so der neue Finanzvorstand Peter Schönhofer.
Zum dritten Mal hintereinander ist Siemens Österreich übrigens die beste Tochter des weltweit agierenden Konzerns und kassiert erneut den GWB-Award für die höchste Verzinsung des eingesetzten Kapitals. An Dividende schüttet die Siemens AG Österreich für das abgelaufene Geschäftsjahr 247 Mill. Euro aus (nach 300 Mill. Euro im Jahr 1999/2000).
Der Auftragseingang der Gruppe stieg um 1,9% auf 4,392 Mrd. Euro, der Umsatz um 15,4% auf 4,115 Mrd. Euro. Insgesamt sind in der Siemens Gruppe Österreich 19.482 Mitarbeiter beschäftigt, das sind 1.815 mehr als im Jahr zuvor. Nächstes Jahr sollen noch einmal 1.000 dazu kommen, davon mindestens 250 im neuen Elektronik-Werk im burgenländischen Siegendorf. Freude machen auch die Töchter in Slowenien, Kroatien, Bosnien, Jugoslawien und der Slowakei - 2002 folgt Rumänien: "Es war richtig die Managementkapazitäten, die wir in Wien überzählig hatten, nicht abzubauen, sondern für die Expansion in Südosteuropa einzusetzen". Dort wachse auch etwa der Handy-Markt noch respektabel. Für 2001/2002 rechnet man mit einem Wachstum von 3 bis 5% und einem operativen Ergebnis in der guten Vorjahreshöhe.
"Österreich-spezifische Probleme" machen Hochleitner mehr Kopfzerbrechen als die schwache internationale Konjunktur. Vor allem die "ungeklärten Eigentumsverhältnisse" bei der Telekom Austria und deren Mobilfunk-Tochter sowie die Frage, ob es zu einer österreichischen Lösung bei den Energieversorgern kommen werde, seien "Investitionsbremsen". Und dass der Forschungsaufwand von Siemens Österreich mit 670 Mill. Euro rund einem Drittel des ganzen F&E-Aufwands der heimischen Wirtschaft entspricht, "macht stolz und betroffen zugleich".