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"Extrem gute Auftragslage". | 2004/05 deutlich weniger Gewinn. | München. Klaus Kleinfeld hatte es eilig. Nach seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Siemens-Konzernchef blieb ihm am Donnerstag nur wenig Zeit, auf Fragen der 150 aus 22 Ländern nach München angereisten Journalisten einzugehen.
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Der 48-jährige jettete gleich weiter nach Berlin, um dort mit dem chinesischen Eisenbahnminister im Beisein von Chinas Staatspräsident Hu Jintao einen Vertrag über die Lieferung von 60 Hochgeschwindigkeitszügen zu unterschreiben - ein Auftragswert von 700 Mio. Euro.
Die "extrem gute Auftragslage" - im Geschäftsjahr 2004/05 (per Ende September) konnte der deutsche Elektronikriese Bestellungen im Wert von fast 84 Mrd. Euro in die Bücher nehmen (plus elf Prozent) - war auch fast das Einzige, was der seit Jänner amtierende Kleinfeld gerne detailliert erörterte. Ansonsten äußerte er sich konsequent optimistisch, aber ebenso konsequent vage - vor allem, was die Aussichten für 2006 betrifft: Lediglich "es wird keine Ergebnisdelle geben", war ihm zu entlocken.
Teure Sanierungen
Wegen hoher Aufwendungen für Sanierungen - Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger sprach unscharf von einem "hohen dreistelligen Millionenbetrag, also wohl mindestens 500 Millionen Euro" - hat Siemens 2004/05 deutlich weniger Gewinn geschrieben als ein Jahr zuvor, nämlich nach Steuern 2,248 Mrd. Euro nach - inklusive Einmaleffekten - 3.405 Mrd. Euro ein Jahr davor.
Das selbst gesteckte Ziel, das Ergebnis aus dem "fortgeführten Geschäft", also den nicht verkauften Sparten, stabil zu halten, hat man aber mit 3,06 Mrd. Euro (3,05 Mrd. 2003/04) erreicht. Ebenso das Ziel, beim Umsatz deutlich stärker zu wachsen als die Weltwirtschaft: Hier gab es ein Plus von sieben Prozent auf 75,445 Mrd. Euro.
Hohe Belastungen fielen in der nun an den taiwanesischen Mobilfunker BenQ verkauften defizitären Handysparte an - über 800 Mio. Euro. Während in zehn der insgesamt zwölf Geschäftsfelder die ehrgeizigen Margenziele erreicht wurden oder die Sparte sich dem Ziel zumindest annäherte - am meisten Freude machten die hochprofitablen Bereiche Automatisierungstechnik (A&D), Kraftwerke (PG) sowie Medizintechnik und Osram - bleiben der IT-Dienstleister SBS und die Sparte Communications Sorgenkinder.
Einsparungen bei SBS
Für beide Bereiche werden auch 2006 Restrukturierungskosten anfallen, ob wieder ein "hoher dreistelliger Millionenbetrag" anfällt, wollte Neubürger weder bestätigen noch ausschließen. Bei SBS sollen bis 2007 Einsparungen von 1,5 Mrd. Euro realisiert werden, zur Hälfte durch den Abbau von 2400 Mitarbeitern in Deutschland.
Bei der Siemens Business Solutions (SBS) Austria, die von Wien aus das IT-Dienstleistungsgeschäft auch in zehn Ländern Ost- und Südosteuropas steuert, werde es keinen Stellenabbau geben, so Siemens-Österreich-Sprecher Strasser zur "Wiener Zeitung". Im Gegenteil: Durch die Übernahme der VA Tech-Tochter ai-informatics habe man die Siemens-Position in Österreich und auf den östlichen Wachstumsmärkten verstärkt, die Zahl der Mitarbeiter sei auf 2700 gewachsen.
VA Tech war guter Griff
Nicht zuletzt durch die Übernahme des österreichischen Technologiekonzerns VA Tech habe Siemens seine Wachstumsziele 2005 erreicht, betonte Kleinfeld. Ein Drittel des 3 Mrd. Euro schweren Akquisitionsbudgets wurde dafür aufgewendet. "Wie glauben fest daran, dass wir damit zum richtigen Zeitpunkt einen guten Griff getan haben". Insgesamt sei es gelungen, die Siemens-Position auf dem Weltmarkt gerade in Zukunftsfeldern wie Medizintechnik, Wasser, Energie und Industrietechnik auszubauen.
Auch den Jobkillervorwurf weist Kleinfeld zurück: Die Zahl der Siemens-Mitarbeiter weltweit ist per Ende September um 37.000 auf 261.000 gestiegen, in Deutschland gab es ein Plus von 4000 auf 165.000.
Auf dass der Optimismus des Vorstandes sich schließlich doch auch an einer konkreten Zahl festmachen lasse: Trotz des geringeren Gewinns wird vorgeschlagen, die Dividende für 2005 um zehn Cent pro Aktie auf 1,35 Euro zu heben. Die Börsianer goutierten dies: Die Siemens-Aktie legte um fast zwei Prozent zu.