)
Albert Hochleitner, Chef von Siemens Österreich, ist glücklich. "Wir haben die VA Tech scheinbar. Ein bekannter Flop endete in einem Erfolg". Der deutsche Elektrokonzern wird nach der Übernahme die vier VA Tech-Bereiche in seine eigenen eingliedern. So werden künftig nur noch die Infrastruktur-Töchter Elin, AI Informatics und die Engineering-Abteilung von Transmission & Distribution (T&D) von Österreich aus gesteuert. Der Rest wird dem Münchener Stammhaus untergeordnet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Rätselraten gibt es noch über die Zukunft der Energieerzeugung, die unter dem Namen VA Tech Hydro firmiert. Siemens würde sich auch diesen Bereich wie die anderen gern selbst einverleiben. Doch die Kartellwächter in der EU könnten diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung machen.
Der Ausweg könnte über eine Siemens-Beteiligung führen: Die Hydro-Sparte wird an den deutschen Maschinenbau-Konzern Voith verkauft, mit dem Siemens ein Wasserkraft-Joint-Venture hat. "Wir müssen dieses Ding Voith andienen," nennt es Hochleitner und spricht in diesem Zusammenhang von der "Standardlösung". Sollte die EU-Kommission dagegen Bedenken haben und diesen Deal untersagen, muss eine Alternative ersonnen werden. Hochleitner ist jedoch "finster entschlossen, am Standort Weiz keinen Schaden anzurichten". Die Entscheidung in Brüssel wird bis zum 21. Juli getroffen.
Doch für Voith dürfte die VA Tech Hydro nicht ohne weiteres finanzierbar sein. "Das ist keine leichte Entscheidung", wie Hochleitner vermerkt. Denn das Unternehmen würde mit einem Schlag "seine Aktivitäten verdoppeln". Jedenfalls habe Siemens für das Werk in Weiz eine Beschäftigungsgarantie für 18 Monate gegeben, diese gelte nach wie vor.
Voraussichtlich am 12. April wird die außerordentliche Hauptversammlung der VA Tech stattfinden. Dann wird Siemens zumindest die zwei Kovats-Mandate besetzen. Harsche Kritik übt der Siemens-Regionalchef am VA Tech-Vorstand: "Es wäre nicht notwendig gewesen, sich soweit hinauszulehnen." Er fügt hinzu: "Es könnte sein, dass sich da etwas ändert."
Zufrieden zeigte sich Hochleitner gestern vor Journalisten über die Lösung im Arbeitszeit-Konflikt. "Ich vertrete nicht die Ansicht, dass wir den Leuten etwas wegnehmen sollen." Auf schwierige Reisen müsste man motivierte Mitarbeiter mitnehmen. Es habe sich bisher schon bestens bewährt, die flexiblen Vereinbarungen im Betrieb oder in den Kollektivvertragsverhandlungen zu treffen. Die heimischen Arbeitnehmer seien viel wendiger als die deutschen.
Hochleitner: Nicht ohne
mein Siemens-Handy
Dass Siemens die Produktion der kleinen handlichen Telefone aufgibt, glaubt Hochleitner nicht. "Wir brauchen sie." Er selbst möchte niemals auf sein Siemens-Handy verzichten. Hochleitner geht davon aus, dass dieser Bereich, der täglich eine Million Euro Verlust pro Tag macht, problemlos zu sanieren ist: "Dieser ist nicht bedrohlich." Ein Technologiekonzern könne ohne ein solches Vorzeigeprodukt nicht auskommen. Weiters, so Hochleitner, sei es auch aus technischen Gründen für einen Netzanbieter wichtig, Endgeräte zu produzieren.
Erfreut zeigt sich der Stratege darüber, dass Siemens das Deutschland-Geschäft in eine Regionaltochter auslagern möchte. Bisher war es ein Teil der Konzernzentrale. "Damit kann das Stammhaus Signale aus den Ländern besser aufnehmen." Außerdem gebe es eine Diskrepanz zwischen Geschäft und Beschäftigten. Denn 38% der Siemens-Mitarbeiter würden nur 23% der Wertschöpfung einfahren. Dies werde in Deutschland zu Personalabbau führen, bis das Verhältnis ausgewogen sei.
Von Wien aus werden sieben süd- und osteuropäische Länder betreut. Zuletzt kam Bulgarien hinzu. Die österreichische Mannschaft baute die Dependancen im CEE-Raum auf. Das Wachstum, so Hochleitner, sei respektabel. Pro Jahr erwartet er sich einen Zuwachs von mindestens 160 Mio. Euro.