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Signale der Entspannung zwischen den USA und China

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Während Washington und Peking ihre vertrauensbildenden Maßnahmen ausweiten, ist Russland kein verlässlicher Partner für China.


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Am Beginn des Jahres blickten einige außenpolitische Analysten aus China und den USA auf den Ersten Weltkrieg zurück und fragten sich, ob eine Konfrontation zwischen der aufstrebenden Macht und der dominierenden unvermeidlich ist. In der Zwischenzeit hat es jedoch Fortschritte in Sachen Klima, Handel und Sicherheit gegeben und ein vorsichtiges Reset der Beziehungen zwischen China und den USA, wenn auch künftige Meinungsverschiedenheiten unvermeidlich scheinen.

"Ich glaube nicht, dass es zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten kommen wird", betonte einer der führenden US-Experten Chinas, der noch vor kurzem vor Spannungen gewarnt hatte, voriges Wochenende bei hochrangigen Gesprächen in Peking. "Nicht sonderlich gefährlich" sei der Streit über Seerechte im Ost- und Südchinesischen Meer, sagte ein anderer prominenter chinesischer Wissenschafter.

Die positive Stimmung geht zum Teil auf das erfolgreiche Gipfeltreffen zwischen Chinas Präsidenten Xi Yinping und US-Präsident Barack Obama zurück, bei dem Abkommen erzielt wurden, die CO2-Emission zu verringern, militärische vertrauensbildende Maßnahmen auszuweiten und über einen bilateralen Investmentpakt zu verhandeln. Xi hat die bisherige Haltung Chinas, zu arm und zu schwach für eine Kooperation mit den USA zu sein, aufgegeben.

Die Chinesen sind überaus pragmatisch. Die weniger kämpferische Haltung dürfte Pekings Anerkennung spiegeln, dass China wirtschaftlich etwas schwächer ist, als vor einem Jahr angenommen, und die USA ein bisschen stärker. Das amerikanische Jahrhundert ist noch nicht vorbei, wie Harvard-Professor Joseph Nye, der mithalf, die Konferenz zu organisieren, in seinem nächsten Buch klarmacht.

Chinesische Experten merkten an, dass sich die Wirtschaft der USA seit dem Crash 2008 stärker erholt hat, als einige Analysten in China erwartet hatten, während Chinas eigenes Wachstum sich verlangsamt hat. Russland ist schwach und unbeständig, kein verlässlicher Partner für Peking. Und Chinas aggressive Ansprüche auf hoher See erschrecken Japan, die Philippinen und andere Nachbarn und treiben sie Richtung USA. Alle diese Faktoren sprechen für mehr Kooperation mit Washington.

Bei den chinesischen Teilnehmern wurden einige Widersprüche sichtbar. Ein chinesischer Analyst betonte zum Beispiel, dass China einen eigenen Handelsblock plane, andere sagten, China sei daran interessiert, der von den USA verhandelten transpazifischen Partnerschaft beizutreten. US-Experten bemerkten unter der Oberfläche von Chinas Elite Unsicherheiten. Sechzig Ministerialbeamte sollen untersucht worden sein, wie ein chinesischer Teilnehmer einem Gast aus den USA anvertraute.

Ich glaube, dass die meisten anwesenden Amerikaner und Chinesen gespannt sind, ob es nicht doch zwischen den beiden Staaten bei der Aufteilung der Macht im asiatisch-pazifischen Raum zu Kollisionen kommt. Aber nach dem Gipfeltreffen zwischen Xi und Obama scheint es eine erneute Anstrengung zu geben, offene Konfrontationen zwischen dem aufstrebenden China und den noch immer mächtigen USA zu vermeiden.

Übersetzung: Redaktion