Analysten beobachten Entwicklung besorgt. | Preise sind zu schnell und zu stark gestiegen. | London/Wien. Die Hausse am Edelmetallmarkt macht auch vor dem Silberpreis nicht Halt. Dieser hat nun sein historisches Hoch geknackt. In der Nacht zum Freitag war es soweit: Mit 49,51 US-Dollar übersprang der Preis für eine Feinunze - das sind rund 31 Gramm - die magische Marke.
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Der bisherige Rekord von 49,45 Dollar war im Jänner 1980 allerdings nur durch eine riesige Spekulationsblase zustande gekommen: Die beiden texanischen Brüder Herbert William und Nelson Bunker Hunt hatten das Silberangebot durch Aufkäufe gezielt verknappt und den Preis binnen eines Jahres von 6 Dollar auf fast 50 Dollar getrieben - bis er schließlich zusammenkrachte.
Experten nennen viele Gründe für den Höhenflug, den die Edelmetalle heute hinlegen. Ein wichtiger Faktor ist der schwache Dollar. Da Silber und Gold in der US-Währung gehandelt werden, sorgt ein schwacher Dollar für eine hohe Nachfrage aus Ländern außerhalb des Dollar-Raums. Darüber hinaus verweisen Marktbeobachter auf die große Unsicherheit unter Investoren wegen der Unruhen in der arabischen Welt und der weltweit angespannten Staatsfinanzen. Gold und Silber gelten als krisensichere Anlagen - Silber als Gold der "kleineren Taschen", für jene Anleger, denen Gold zu teuer ist. Beide Edelmetalle dienen auch als Inflationsschutz - solange ihr Wert stabil steigt.
Doch innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen wird sich der Preis für Silber wieder "korrigieren" und scharf hinuntergehen, schätzt Rohstoff-Experte Ronald Stöferle von der Erste Group. Der derzeitige Silberpreis ist um 40 Prozent höher als der Durchschnitt der letzten 60 Handelstage. Insgesamt hat der Silberpreis seit Jahresanfang um 60 Prozent zugelegt - Gold hingegen nur um 8,5 Prozent. "Es ist besorgniserregend, dass die Volumina so schnell so stark angestiegen sind", meint Stöferle.
Anleger sollten abwarten
Er rät Anlegern, die Entwicklung abzuwarten und erst in Silber zu investieren, wenn der Preis wieder zu fallen beginnt und sich auf einem niedrigeren Niveau einpendelt. Dann hingegen sei Silber eine attraktive Investitionsform, denn das Edelmetall werde sich besser entwickeln als Gold. Aus den USA mehren sich unterdessen Berichte, dass Silberhändler und Antikshops von Konsumenten gestürmt werden, die sich mit physischem Silber in Form von Schmuck, Münzen und Geschirr eindecken. Silber werde von privaten Investoren größtenteils aus Furcht vor einem potenziell weiter abwertenden US-Dollar und einer sich beschleunigenden Inflation gehortet, heißt es.
Den gestiegenen Silberpreis deutlich zu spüren bekam der traditionsreiche Besteckhersteller Berndorf. Die Verkaufspreise bei Silberware wurden um 30 bis 40 Prozent erhöht, sagt Berndorf-Geschäftsführer Andreas Jernej. Das Unternehmen erzielt 5 Prozent seines Umsatzes (im Vorjahr 10 Millionen Euro) mit Besteck aus reinem Silber. Weitere 5 Prozent werden mit versilberter Ware umgesetzt, deren Grundmaterial Alpacca (eine Kupfer-Nickel-Zink-Legierung) oder Edelstahl ist. Der große Rest entfällt auf Edelstahl-Produkte. Ein 30-teiliges Vollsilber-Besteckset ist ab 2500 Euro zu haben, ein versilbertes um rund 1000 Euro, sagt Jernej. Für die Edelvariante aus reinem Silber spreche nach wie vor das Argument der Wertanlage.
Juweliere müssen mitziehen
Mehr ausgeben müssen auch Liebhaber von Silberschmuck. Viele Händler kaufen zwar vorausschauend ein und haben genug schöne Stücke auf Lager, doch "wenn Markenprodukte teurer werden, dann müssen wir mitziehen", heißt es beim Wiener Juwelier Schwödt. Die Preissteigerung bei Marken-Silberschmuck, etwa von Viventi oder Pandora, betrage 10 bis 20 Prozent.