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Silvio Berlusconi versucht es noch einmal

Von Rainer Mayerhofer

Politik

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Nach nur 226 Tagen im Amt des Ministerpräsidenten wurde Silvio Berlusconi, der im März mit einer Wahlkoalition seiner Forza Italia mit der postfaschistischen Alleanza Nazionale Gianfranco Finis und der Lega Nord Umberto Bossis die Parlamentswahlen gewonnen hatte, im November 1994 von seinem Verbündeten Bossi gestürzt. Inzwischen mit Bossi wieder vereint, will es der Medienzar, Bauunternehmer und Finanzier Berlusconi am 13. Mai noch einmal versuchen.

Dem am 29. September 1939 als Sohn eines Bankangestellten geborenen Selfmademan, dem drei landesweite Fernsehkanäle gehören, und neben seinem Medienimperium u.a. auch ein riesiges Bauimperium und der Fußballclub AC Milan hat in seinem Wahlkampf keine Kosten gescheut. Allerdings wird ihm vorgeworfen, allen alles zu versprechen und mit inhaltsleeren Slogans um Stimmen zu werben. Seine übermächtige Stellung im Mediengeschäft waren immer wieder Anlass für heftige Angriffe. Italienische Intellektuelle fürchten eine "Big-Brother-Regierung" und Berlusconi selbst will zwei Tage vor der Wahl bekanntgeben, ob er sich von seinem TV-Imperium trennen will. Sowohl in Italien als auch europaweit laufen zahlreiche Gerichtsuntersuchungen wegen seiner Geschäftspraktiken. Seine politischen Verbündeten haben europaweit Besorgnis erregt. Berlusconi versucht, das alles als kommunistische Verschwörung abzutun, wurde aber in den letzten Tagen auch von angesehenen europäischen Wirtschaftsblättern mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Auch langjährige politische Weggefährten, wie der angesehene liberalkonservative Publizist Indro Montanelli haben sich in den letzten Monaten von Berlusconi abgewandt und vor seiner Wahl entschieden gewarnt.