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Sima erteilt Umweltzonen in Wien eine Absage

Von Alexander U. Mathé

Politik

Umweltstadträtin erklärt, schlechte Luft in Wien sei ein Mythos.


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Wien. "Ich will mit dem Mythos aufräumen, dass es in Wien keine gute Luft gibt", sagt Ulli Sima. Die Wiener Umweltstadträtin hat seit einem Jahr um das saubere Image der Stadt zu kämpfen. Damals geriet Wien wegen schlechter Luftwerte ins Visier von Umweltschützern. Am Mittwoch präsentierte sie eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA), der zufolge sich die Luftqualität in Wien seit Jahren konstant verbessert hat.

"Beim Feinstaub haben wir 2017 im Jahresmittel den zweitniedrigsten Wert, seitdem Messungen durchgeführt werden", erklärt Sima. Auch bei den Tagen, an denen die Höchstwerte überschritten wurden, liege man mit 23 unter den von der EU-Richtlinie vorgegebenen 25.

Regionales Phänomen?

Dennoch: Überschreitungen an 23 Tagen im Jahr 2017, wenn gerade einmal 25 erlaubt sind, klingen nicht nach einem Umweltmusterschüler. Dies sei jedoch widrigen Umständen, zumal besonders niedrigen Temperaturen und Trockenheit, geschuldet, erklärt Heinz Tizek von der MA22 (Umwelt). "Dann akkumulieren sich die Schadstoffe in den Bodenschichten", so Tizek. Und so komme es auch, dass an den Überschreitungstagen annähernd dieselben Werte erreicht worden seien wie in Niederösterreich und im Burgenland. Auch die vergangenen Jahre deuten darauf hin, dass es abseits von Umweltmaßnahmen und -gesetzgebung einfach schlechte und gute Jahre gibt. So wurden 2015 und 2016 lediglich an 14 beziehungsweise 11 Tagen die zulässigen Höchstwerte überschritten.

Trotzdem gibt es nach wie vor Baustellen in Sachen Luftreinheit. Etwa, wenn es um die Messstelle mit den schlechtesten Werten in Wien geht: den Hietzinger Kai. Noch im Jahr 2006 kam man hier auf Stickoxid-Werte von 74 Mikrogramm/Kubikmeter und das bei einer zulässigen EU-Grenze von 40. Auch im Jahr 2017 wurde dieser Grenzwert mit 44 Mikrogramm nach wie vor überschritten. "Wir rechnen, dass wir innerhalb von zwei Jahren auch hier zu einer Unterschreitung kommen", erklärt Sima. Dieses Ziel wäre eigentlich schon 2012 erreicht worden, erklärt UBA-Luftgüteexperte Jürgen Schneider, wenn denn bei der Produktion von Dieselfahrzeugen nicht getrickst worden wäre.

Fahrverboten und sogenannten Umweltzonen, wie sie in Deutschland geplant und vom grünen Koalitionspartner in Wien gefordert sind, erteilte Sima eine klare Absage - sehr zur Freude der Automobilklubs ÖAMTC und Arbö. Es gebe keine Möglichkeit, so etwas anzuordnen. Denn damit das Ganze auch einer gerichtlichen Anfechtung standhalte, brauche es Daten, die eine schlechte Luftqualität belegen. Doch gerade mit
diesen könne man eben nicht
dienen.

Überhaupt könne man Wien nicht mit deutschen Städten wie Stuttgart oder München vergleichen. Dort gebe es mehr Feinstaub und weniger öffentlichen Personennahverkehr. Dort, wo Deutschland mit Fahrverboten jetzt hinwolle, "das haben wir mit unseren Maßnahmen schon erreicht", erklärte Sima.

Zu den angesprochenen Maßnahmen zählt sie unter anderen eben die Förderung der Öffis, aber auch die erfolgreiche Verwendung von Fernwärme. "2007 gab es in Wien noch doppelt so viele Pkw- wie Fahrkartenbesitzer. Das hat sich inzwischen umgedreht", so Sima.

Errungenschaften, die sich selbstverständlich auch die Grünen auf ihre Fahnen schreiben. Zur Absage an die Umweltzonen sagte Andreas Baur, Pressesprecher von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: "Ich glaube, Ulli Sima hat eigentlich etwas anderes vorgeschlagen, was mir besser gefällt als eine Umweltzone. Diese sollte ja eigentlich nur ein letztes Mittel sein. Das bessere Mittel wären Öffi-Ausbau, Verkehrsberuhigung und genaue Parkraumbewirtschaftung. Dann brauche ich auch keine Umweltzonen."