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Simbabwe: Mbekis stille Diplomatie am Ende?

Von Georg Friesenbichler

Analysen

An einer Nebenfront hat das Regime von Robert Mugabe schon ein Scharmützel verloren: Der Cricket-Verband Südafrikas hat die bilateralen Beziehungen mit den Sportkollegen aus Simbabwe gekappt. | Der einst von den britischen Kolonialherren im südlichen Afrika populär gemachte Sport ist allerdings für Thabo Mbeki kein Vorbild. Beharrlich verweigert Südafrikas Präsident Sanktionen gegen das Nachbarland. Er fürchtet, die Schließung der Grenzen oder ein Stilllegen der Energieversorgung könnte auch Auswirkungen auf Südafrika und andere afrikanische Staaten haben. Die Wege der Elektrizität wie auch der Exportwaren brauchen Simbabwe als Durchgangsstation.


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Außerdem hat Mbeki das Mandat der SADC, der 14 Staaten inklusive Simbabwe zählenden Gemeinschaft des südlichen Afrika, zwischen Mugabe und der Opposition zu vermitteln. Dass der erste Wahlgang im März trotz etlicher Repressalien noch einigermaßen regulär über die Bühne ging, wird von seinen Freunden ihm angerechnet.

Mittlerweile sehen aber auch die anderen afrikanischen Staaten diese "stille Diplomatie" zunehmend kritisch. Sambia, Ruanda und Nigeria haben das Regime in Harare kritisiert, und selbst Angola distanziert sich von seinem einstigen Verbündeten im Freiheitskampf. Zurecht fürchten sie, dass sich die wachsende Instabilität der Region negativ auf den ohnehin darniederliegenden Kontinent auswirken könnte.

Unter anderem deswegen hat Südafrikas Währung, der Rand, seit Jahresbeginn an Wert verloren. Die Angst geht um, dass Investoren abgeschreckt werden. Besonders Südafrika hat neue Flüchtlingsschübe zu erwarten, was die Gewalt in den Elendsquartieren neu aufflammen lassen könnte.

Ein Ruf nach UNO-Friedenstruppen wird dennoch nur vereinzelt laut. Die meisten Staatsmänner Afrikas sind aufgrund ihrer antikolonialen Vergangenheit der Meinung, dass der Kontinent derartige Probleme allein lösen müsse. Gerade Mbeki reagiert auf Zurufe aus den Industriestaaten fast so allergisch wie Mugabe selbst.

Mbekis Partei, der African National Congress (ANC), wurde seinerzeit im Kampf gegen das weiße Apartheid-Regime von Mugabe unterstützt. Manche Beobachter glauben, dass die beiden Präsidenten noch mehr verbindet. Der simbabwesische Oppositionschef Morgan Tsvangirai war einst Gewerkschaftsboss. Und in Südafrika hat Jacob Zuma im Vorjahr Mbeki den Vorsitz des ANC abgejagt - mit Unterstützung der Gewerkschaften. Zuma gilt auch als Anwärter auf Mbekis Präsidentensessel.

So dürfte auch der innenpolitische Machtkampf mitspielen, wenn Zuma, der im Gegensatz zu Mbeki als Anhänger einer linken Wirtschaftspolitik gilt, als Kritiker des Mugabe-Regimes UNO und SADC zum Eingreifen auffordert. Es war auch die südafrikanische Hafenarbeitergewerkschaft, die im April die Lieferung chinesischer Waffen an Simbabwe verhindert hat.

Damit muss Mbeki auch im Hinblick auf seine eigene Position hoffen, dass der greise Diktator des Nachbarlandes nach der Pseudo-Wahl wie versprochen mit seinen Gegnern verhandeln will. Mbeki stellt sich für Simbabwe eine Regierung der nationalen Einheit nach Vorbild Kenias vor. Ob das Rezept der Geduld Heilung bringt, ist zweifelhaft - bisher ist Mugabe nicht gerade durch Nachgiebigkeit aufgefallen.

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