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Simbabwes Tragik

Von Klaus Huhold

Leitartikel
Klaus Huhold ist Außenpolitik-Redakteur.

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Robert Mugabe hat nie das Schlachtfeld verlassen: Nachdem er gegen das weiße Siedlerregime gekämpft hatte, teilte er auch als Machthaber von Simbabwe seine Landsleute schnell in Feind und Freund ein, wobei er sich dabei eines brutalen Sicherheitsapparates bediente. Nun scheint er seine letzte Schlacht verloren zu haben: Das Militär hat den 93-Jährigen am Mittwoch offenbar unter Hausarrest gestellt. Wenn er nun tatsächlich abtreten muss, wäre das ein historischer Moment. Seit 1980 hat der Mann, der bei seinen Reden so gerne seine Faust ballte, in Simbabwe geherrscht.

Mugabe war ein brutaler Despot und eine tragische Gestalt: Der einstige Jesuitenschüler und begabte Rhetoriker ist hochgebildet. Und er war einst ein Hoffnungsträger. Am Anfang seiner Regierungszeit wuchs die Wirtschaft, und er schuf ein Bildungswesen, das als vorbildlich galt. Doch mit der Zeit agierte er immer irrationaler, machte aus der Kornkammer Afrikas ein hungerleidendes Land. Mugabe, der die weißen Farmer enteignen hatte lassen, verhielt sich immer mehr selbst wie einst die weißen Imperialisten, die er so gehasst hat: Mit seiner Partei Zanu-PF beutete er seine Landsleute aus, während seine Frau Grace im Luxus schwelgte. Wer sich Mugabe nicht unterwarf, wurde brutal verfolgt. Sein Lebensweg spiegelt damit viel von der enttäuschten Hoffnungen und der Tragik des postkolonialen Afrikas wider.

Gestürzt wurde Mugabe nicht durch einen Volksaufstand und auch nicht durch internationalen Druck, sondern wegen eines internen Machtkampfes. Der neue starke Mann in Simbabwe scheint der langjährige Vizepräsident Emmerson Mnangagwa zu sein. Er ist kein Hoffnungsträger, sondern stammt aus dem Apparat.

Doch vielleicht entsteht nun durch die jüngsten Ereignisse eine neue Dynamik, öffnet sich das Land allein aufgrund der großen ökonomischen Not. Die EU könnte dazu beitragen: Ende November findet der EU-Afrika-Gipfel statt, und Europa könnte Simbabwe das Angebot machen, das Land zu unterstützen, wenn die Drangsalierung der Opposition endlich ein Ende hat.

In Simbabwe gibt es noch immer gut ausgebildete Leute, und viele Exilanten warten nur darauf, in ihr Heimatland zurückzukehren und es wieder aufzubauen. Simbabwe hat viel Potenzial. So wie einst Mugabe, der ein guter Präsident seines Landes hätte sein können.