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Simbabwe hat in den letzten Monaten die Schlagzeilen der Medien erobert. Gewaltsame Landnahmen, Morde und Demonstrationen vor den für Ende Juni angesetzten Parlamentswahlen führten dazu, dass das südafrikanische Land von den Titelseiten europäischer Medien blickte. Doch der Streit um die Landverteilung ist nicht neu, er währt bereits 110 Jahre.
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Begonnen hat er, als im Jahr 1889 Cecil Rhodes, der britische Kolonialbeauftragte, im ehemaligen Rhodesien eintraf. Da Simbabwe, das bis zur Unabhängigkeit 1980 nach dem Briten benannt war, reich an Gold und Diamanten war, gründete Rhodes schon kurz darauf die "Britisch South Africa Company" (BSCA). 1888 unterschrieb er mit Lobengula, dem König der Ndebele, dem mächtigsten Volk des Landes, die "Rudd Concession". In diesem Vertrag war ausdrücklich festgelegt, dass Rhodes nur in den vereinbarten Gegenden nach den gefragten Schätzen suchen durfte. Doch das war ihm nicht genug: schon ein Jahr später, 1890, schickte Rhodes 200 britische Farmer sowie 500 gut ausgerüstete Männer, um das gesamte Land zu erobern. Die britischen Pioniere gründeten die Stadt Salisbury, die heutige Hauptstadt Harare.
Lobengula, der König der Ndebele, fühlte sich betrogen - und zog mit seinen Kämpfern gegen die Eroberer zu Feld. Vergebens: 1893 wurden die Ndebele von der BSAC besiegt. Drei Jahre später, 1896, begann Lobengula erneut, was in Simbabwe Chimurenga (Befreiungskrieg) genannt wird. Diesmal tat er sich mit dem Stamm der Schona zusammen, um gegen die Kolonialmächte anzukämpfen. Doch auch diesmal waren die Briten kriegerisch überlegen.
Nach dem Sieg der Briten fing die BSAC an, sich das Land einzuverleiben. 1889 schaffte sie mit dem "Lippert concession Act" dazu die rechtliche Grundlage. Die Pioniere wurden ermuntert, Grundstücke zu kaufen - allerdings nicht von der einheimischen Bevölkerung, sondern von der britischen Regierung, der ja als Kolonialmacht das Land besaß. Natürlich ging das Geld nach London. Die eigentlichen Besitzer des Landes bekamen nichts.
1898 wurde ein weiteres Gesetz geschaffen, das die "Natives Reserves" regelte. Dieses Papier legalisierte die Verbannung der einheimischen Bevölkerung in Ghettos. Diese existieren heute noch und werden als "Community areas" bezeichnet.
Binnen weniger Jahre hatten es die Briten geschafft, Land und Boden fast gänzlich zu ihren Gunsten umzuverteilen. 1914, nur 25 Jahre nach dem Eintreffen der ersten Eroberer, besaßen die Briten, die nur 3 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten, 75 Prozent des Landes. Den 97 Prozent Einheimischen blieben 25 Prozent unfruchtbaren Bodens.
1930 wurde mit dem "Land Apportionment Act" (LAA) eine definitive Trennung zwischen den Briten und der angestammten Bevölkerung gezogen. Den einheimischen Afrikanern, die 95% der Gesamtbevölkerung ausmachten, wurde verboten, fruchtbares Land zu besitzen. Gleichzeitig untersagte der "Industrial Conciliation Act" ihnen, qualifizierten Jobs nachzugehen, da die britischen Farmer dringend Landarbeiter benötigten. Zu dieser Zeit lebten 1,1 Millionen Afrikaner in Simbabwe, die Zahl der aus England stammenden Farmer und Geschäftsleute betrug etwa 50.000. Im Jahr 1980 erlangte Simbabwe die Unabhängigkeit. Zu diesem Zeitpunkt besaßen 6.000 Briten 15,5 Mill. Hektar Land - 45% des fruchtbarten Bodens. Die über 700.000 Schwarzen wurden in Trockengebiete umgesiedelt. Auch die Verhandlungen nach der Unabhängigkeit haben das Landproblem nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Zwischen 1980 und 1990 kaufte die Regierung von Präsident Mugabe nur 3,5 Mill. Hektar von Weißen, die mittlerweile nicht mehr als 0,6 Prozent der 12 Mill. Simbabwer ausmachen, zurück. Von 162.000 einheimischen Familien erhielten nun 71.000 Agrarland.
Mugabe gelang es also bisher nicht, das Land in der Bevölkerung gerecht aufzuteilen. Nun könnte ihm Oppositionsführer Tsvangirai gefährlich werden. Am 24 und 25 Juni wird die Bevölkerung entscheiden, ob das Land eine Wende erfährt.