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Hugo Chávez machte sich für die Integration des Kontinents stark.
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Wien/Caracas. Hugo Chávez verfolgte - wie oftmals bekundet - den Traum des venezolanischen Freiheitskämpfers Simón Bolívar. Wie Bolívar wollte Chávez die Integration Lateinamerikas vorantreiben und einen Gegenpol zur "imperialistischen" Macht der USA schaffen. Doch dabei traf er auch in Lateinamerika auf Widerstand. Bestes Beispiel: die Blockpolitik. Bei Chávez’ Amtsantritt teilten den Kontinent zwei Wirtschaftsblöcke: der Mercosur für Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay und der Andenpakt, zu dessen damals fünf Mitgliedern Venezuela zählte. Nachdem die Andenpakt-Mitglieder Kolumbien und Peru einen bilateralen Freihandelsvertrag mit den USA abschlossen, zog sich Venezuela 2006 unter Protest zurück, da dem Bündnis der "Todesstoß" verpasst worden sei. Gleich danach suchte Venezuela um Aufnahme im Mercosur an - doch Paraguays Senat, in dem die rechtsgerichtete Opposition dominierte, blockierte die Aufnahme: Man habe zwar nicht mit dem Land Venezuela Probleme, sehr wohl aber mit dem Diktator Chávez.
Dass Venezuela nun doch (seit August 2012) Mercosur-Mitglied ist, liegt daran, dass einen Monat zuvor der linke Präsident in Paraguay weggeputscht worden war - woraufhin die Mitgliedschaft von Paraguay im Mercosur suspendiert wurde. Daneben gründete Chávez 2004 das Kooperationsabkommen Alba ("Bolivarianische Allianz für Amerika"), die nur Länder mit linksgerichteten Regierungen umfasst. Hier versuchte Chávez eine eigene Währung, den "Sucre", zu etablieren. Zudem kann das von Venezuela billig gelieferte Erdöl mit Waren oder Dienstleistungen abgegolten werden - etwa mit Bananen oder durch die Arbeit von gut ausgebildeten (oft kubanischen) Ärzten. Ein Jahr später wurde von Chávez mit Petrocaribe ein ähnliches Projekt für kleine Karibikstaaten ins Leben gerufen.
Chávez machte sich zudem für einen ganz Südamerika umfassenden politischen und wirtschaftlichen Block stark - die "Unasur", schließlich 2008 gegründet. In der Gründungsurkunde heißt es, Ziel sei der Kampf gegen "Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit". Das interessanteste Projekt ist die noch im Aufbau befindliche Gemeinschaftsbank "Banco del Sur" (Bank des Südens), in die alle Länder nach ihren wirtschaftlichen Kräften einzahlen, an der aber trotzdem alle gleichwertige Stimmrechte erhalten sollen. Als Sitz der Bank ist Caracas vorgesehen.
Nach Chávez’ Willen sollte die Bank unter anderem den umstrittenen Internationalen Währungsfonds als Geldgeber ablösen und Kredite für Sozialprogramme sowie für Infrastruktur verleihen. Zumindest der US-amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz begrüßte die Idee ausdrücklich.