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Novomatic machte 2006 einen Umsatz von 751 Mio. Euro. | Franz Wohlfahrt: Das Automatenspiel "ist nicht harmlos". | Wien. "Bitte vermeiden Sie den Begriff kleines Glücksspiel. Das klingt relativierend und harmlos, und das ist nicht der Fall."
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Dieses Zitat stammt nicht von einem Suchtmediziner, sondern vom Chef der Automaten selbst: Franz Wohlfahrt, seines Zeichens Generaldirektor der Novomatic AG. Nachdem mehrere Studien das Suchtpotenzial des Automatenspiels bestätigt haben, gibt sich der Konzern vor allem besorgt um die Spieler: "Das Verlieren von Geld ist dem Spiel immanent."
So konnte der Konzern im Jahr 2006 fast die Hälfte des Gesamtumsatzes (insgesamt 751 Mio. Euro, um 16 Prozent mehr als im Vorjahr) durch dieses Geld-Verspielen gewinnen. 318 Mio. Euro machten hier die Erlöse durch die so genannten Operations aus. Die restlichen Umsatzanteile steuerten fast zu gleichen Teilen der Verkauf der Automaten und die Erlöse der Tochter Admiral Sportwetten bei.
International steht der Konzern noch besser da. Die Novomatic Group of Companies - bestehend aus dem österreichischen Konzern, den beiden Schweizer Schwesternkonzernen ACE Casino und C.S.C. Casino Systems - steigerte 2006 den Gesamtumsatz auf 1,287 Mrd. Euro. Und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) der Novomatic-Gruppe legte um 65 Prozent zu auf 296 Mio. EUR (Vorjahr: 178,97) zu.
"Damit ist es uns gelungen, unsere Position als mit großem Abstand ertragsstärkster Glücksspielkonzern Österreichs nochmals eindrucksvoll auszubauen", meint Wohlfahrt süffisant in Richtung Mitbewerber und Spielbank-Monopolist Casinos Austria. Auch die Casinos machen in Österreich mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes mit Automaten (die sie wiederum von Novomatic kaufen), leiden aber an der mit den Casino-Lizenzen einhergehenden Spielbankabgabe.
Zufrieden mit Strenge
in Niederösterreich
Doch der Gumpoldskirchner Konzern lernt auch von den Casinos - nämlich betreffend ihres Zutrittssystems. Denn die Casinos müssen schon längst - auf Druck der österreichischen und europäischen Richter - den Zutritt zu ihren Spielbanken streng auf Spielsuchtgefährdete und Minderjährige kontrollieren. Bisher waren die Casinos allein mit ihren diesbezüglichen Sorgen. In den vier österreichischen Bundesländern, wo das "kleine Glücksspiel" liberalisiert ist, konnten die Automatenbetreiber bisher relativ leger schalten und walten. Mit dem neuen niederösterreichischen Gesetz ist diese Zeit aber jedenfalls in diesem Land vorbei. Dort dürfen die Automaten künftig nur noch in Spielsalons aufgestellt werden; Gaststätten sind künftig tabu. In den Salons soll ein strenges Zutrittssystem herrschen, Chipkarte und Alterskontrolle inklusive. "So können wir dann auch Spieler, die krankhaft sind, von der Spielteilnahme fernhalten", erklärt Wohlfahrt. Das neue niederösterreichische System sei ein "vorbildhaftes Spielautomatengesetz". Wohlfahrt kann sich diese Lösung auch für das gesamte Bundesgebiet vorstellen - auch wenn das "sicher mit einem Umsatzrückgang einhergeht."
In Niederösterreich wird Novomatic diesen Verlust übrigens damit auffangen, dass dort die Zahl der Automaten in den nächsten 18 Monaten von aktuell 466 auf 1000 ausgeweitet wird.
Umsatz hin oder her - eine "faire" Regulierung sei in diesem Bereich notwendig um die Bewerber am Schwarzmarkt in den Griff zu bekommen. Wohlfahrt schätzt die Zahl der in Österreich illegal aufgestellten Automaten sogar auf 7000 (zuletzt ist die Zahl 5000 kolportiert worden).