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CVC: Keinerlei Einschnitte geplant. | Auch kein Rütteln an den Standorten. | Heiße Gerüchte um ein Gegenoffert. | Wien. Die paneuropäische Fondsgesellschaft CVC, seit dem Bekanntwerden ihrer Übernahmepläne für Böhler-Uddeholm in aller Munde, trat am Mittwochabend im Wiener Hotel Bristol zur Charme-Offensive an.
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"Wir sind keine Furcht erregenden Räuber und Abkassierer", verwahrte sich CVC-Chefmanager Christian Wildmoser gegen das "Heuschrecken"-Image, das CVC in etlichen Medien verpasst worden war. "Wir sind einzig und allein am Unternehmenswohl interessiert."
Wildmoser betonte, dass CVC bei Böhler nur über einen "friendly Takeover" einsteigen würde. Ohne Einverständnis von Böhler-General Claus Raidl, der es damit in der Hand hat, ob der Milliarden-Deal zu Stande kommt, würde der Fonds seine Übernahmepläne wieder fallen lassen.
Wie Wildmoser vor Jour nalisten erklärte, gäbe es im Fall einer Übernahme "keinen Grund, an den Standorten des Unternehmens zu rütteln". Nachsatz: "Gerade das sind ja seine Stärken."
Auch die Selbständigkeit bliebe erhalten - so wie das Headquarter in Österreich. Wildmoser: "Man wäre total besoffen, wenn man da Einschnitte machen würde." Zu den konkreten Zukunftsplänen für den Edelstahl-Konzern schwieg der gebürtige Oberösterreicher jedoch.
Mit der Böhler-Kernaktionärsgruppe um den Anwalt Rudolf Fries, die 20,95 Prozent der Anteile hält, dürfte CVC bereits weitgehend einig sein. "Wir haben eine Vereinbarung - seit voriger Woche", verriet Wildmoser.
In einem zweiten Schritt - nach dem grünen Licht des Böhler-Vorstandes, der gerade dabei ist, das von CVC vorgelegte Strategie-Papier zu bewerten - würde der Investment-Fonds dann ein freiwilliges Übernahmeangebot an den Streubesitz (79,05 Prozent) richten.
CVC will Böhler nicht zur Gänze schlucken
Im Visier hat CVC keine totale Übernahme, sondern "nur" den Erwerb der Mehr heitsanteile. "Unsere Benchmark sind 50 Prozent plus eine Aktie", so Wildmoser. "Wir wollen Böhler nicht von der Börse nehmen, wir brauchen kein Delisting. Die Mehrheit reicht uns."
Laut Wildmoser rechnet CVC nicht damit, im Fall eines Übernahmeangebots alle Böhler-Aktien zu bekommen. Damit ist klar, dass der Angebotspreis nicht allzu sportlich ausfallen dürfte. An der Wiener Börse notierte der Stahl-Titel gestern bei 68,80 Euro.
Unterdessen machten Gerüchte die Runde, wonach es von anderer Seite ein Gegenangebot zum erwarteten CVC-Angebot geben könnte. Konzernchef Raidl bestätigte die Spekulationen, fügte gleichzeitig aber hinzu: "Es hat niemand gegeben, der zu mir gekommen ist und gesagt hat, ein Übernahmeangebot zu machen."
CVC, einst Citibank-Tochter, jetzt im Besitz ihrer Manager, verwaltet vor allem für Pensionsfonds Gelder in Höhe von mehr als 20 Mrd. Euro, die laut Wildmoser ausschließlich in gesunden, gut gehenden Firmen veranlagt sind. "Wenn Sie so wollen, sind die Pensionisten die Heuschrecken, nicht wir", scherzte der CVC-Manager. Nach entsprechender Wertsteigerung steigt CVC im Regelfall nach fünf bis sieben Jahren aus einem Unternehmen wieder aus - meist über die Börse, was laut Wildmoser auch bei Böhler so sein könnte.
Kurssprung vom Freitag bleibt weiter rätselhaft
Weiter rätselhaft bleibt, wer hinter dem spektakulären, 30-prozentigen Kursanstieg vom Freitag steht. Wildmoser sagte: "Ich habe keine Erklärung dafür. Wir haben bisher keine einzige Aktie gekauft und auch nie eine besessen." Wie berichtet ermittelt die Finanzaufsicht, ob Insider-Handel vorliegt. Medienberichte haben die M&A Privatbank in Verbindung mit der mysteriösen Transaktion gebracht, bei der eine Order über fast eine Million Böhler-Aktien den Kurs kometenhaft nach oben schießen ließ. Die kleine Wiener Bank - sie war der Fries-Gruppe vor sechs Jahren beim Einstieg bei Böhler behilflich - dementierte jedoch. Böhler-Kernaktionär Rudolf Fries selbst war bis vor wenigen Jahren an der M&A Bank beteiligt.
Schattenboxen unter
den Koalitionsparteien
Während die ÖVP offenbar nichts gegen den Verkauf von Böhler an CVC hat, wobei sie auf die Übernahme der Bawag durch den amerikanischen Fonds Cerberus hinweist, schlägt die SPÖ ganz andere Töne an. So meinte etwa Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gegenüber der "Kleinen Zeitung": "Es wäre eine Katastrophe, wenn diese Transaktion zu Stande käme - nicht, weil etwas gegen ausländische Beteiligungen zu sagen wäre, sondern weil das Unternehmen damit zum Spielball der Finanzmärkte werden würde."