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Sind "qualifizierte Helfer" Arbeitslose von morgen?

Von Brigitte Pechar

Politik

WK-Präsident Christoph Leitl hatte vorgeschlagen, für Jugendliche mit zu geringer "Basisqualifikation" eine verkürzte Lehrzeit mit kürzerer Berufsschulzeit einzuführen. Die Jugendlichen wären dann "qualifizierte Hilfskräfte". IHS-Bildungsexperte Lorenz Lassnigg kann diesem Vorschlag im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" nichts abgewinnen. Er hält ein Aufschnüren der standardisierten Qualifikationen für gefährlich.


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Für besonders lernschwache Jugendliche, so der Vorschlag Leitls, sollte die Lehrzeit von drei auf zwei Jahre reduziert werden, ebenso sollte die Berufsschulzeit verkürzt werden. Die Jugendlichen wären dann "qualifizierte Helfer" und sollten von der Entlohnung her zwischen der Lehrlingsentschädigung und dem qualifizierten Mindestlohn der jeweiligen Branche liegen.

Lassnigg sieht darin die Wiederkehr einer alten Diskussion, nämlich jene um die Länge der Berufsausbildung. Die Lehrlingsausbildung in Österreich habe ein bestimmtes Abschlussniveau, das nicht durchlöchert werden sollte. "Wenn man die Qualifikationsstandards lockert, besteht die Gefahr, dass man so die Arbeitslosen von morgen produziert", zeigt sich Lassnigg besorgt.

Der Bildungsexperte schlägt vor, für Jugendliche mit Defiziten spezielle Angebote zu schaffen. Und zwar sollten das Unternehmen und Bildungseinrichtungen gemeinsam tun. Solche Pilotprojekte, die im übrigen auch von der OECD empfohlen werden, könnten auch entsprechend gefördert werden. Die Meinung "Wer zu blöd ist, um lesen und schreiben zu lernen, geht in die Lehre", sollte jedenfalls längst obsolet sein, sagt Lassnigg.

Wenig Freude mit Leitls Vorschlag hat die GPA-Jugend: Die Lehrausbildung dürfe "nicht missbraucht werden, möglichst billige Arbeitskräfte heranzuzüchten". Auch Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger kann einer Flexibilisierung der Lehrverträge nichts abgewinnen. Das werde an der fehlenden Qualifikation nichts ändern.