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Barack Obama ist ein mutiger Mann. Sich so kurz vor wichtigen Kongresswahlen dem Risiko von Nahost-Friedensgesprächen auch nur auszusetzen, verdient Respekt. Auf Umfragen und die Hetze der "Tea Party" hat der US-Präsident bisher kaum reagiert.
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Wahrscheinlich der richtige Zugang auch für die Gespräche zwischen den Israelis und den Palästinensern.
Mehr als ins Gewissen reden können die Amerikaner Benjamin Netanyahu und Mahmoud Abbas vermutlich eh nicht. Das Problem ist so vielschichtig, dass selbst eine Annäherung der beiden es nicht beseitigen kann. Andere arabische Länder haben mittlerweile eigene Interessen. Syrien spielt ein undurchsichtiges Spiel, der Iran würde seine Drohgebärden wohl auch bei neuen Verhandlungen um eine Zwei-Staaten-Lösung nicht ändern. Saudi-Arabien schweigt und finanziert - aber wen?
In Israel regiert zwar eine demokratisch legitimierte Parteienkoalition, doch Aussagen so mancher Politiker lassen erkennen, dass es mit deren Reife auch nicht sehr weit her ist.
Kurzum, die große Frage lautet: Wenn sich Israelis und Palästinenser auf einen neuen Weg zur friedlichen Koexistenz besinnen, wird dies das Pulverfass entschärfen? Kurzfristig vermutlich, denn die Scharfmacher in der arabischen Welt werden eine Weile brauchen, bis sie neue Argumente finden, warum der "verhasste Judenstaat" trotzdem verschwinden muss.
Die gemäßigten Politiker haben in der Region - auch in Israel - langfristig keine Chance, zumindest war dies bisher so. Die kleine Ausnahme Jordanien laviert sich durch.
Freundlichere Töne als zuletzt und Verhandlungsbereitschaft werden durch die direkten Gespräche in Washington zwischen Netanyahu und Abbas möglicherweise zustande kommen. So etwas schaffte schon Obamas Vorvorgänger Bill Clinton. Recht lange hat die von ihm initiierte Einigung freilich nicht gehalten.
Das ist frustrierend, doch - so furchtbar es für einen offenkundig ungeduldigen Menschen wie Obama sein mag - es gibt keinen anderen Weg. Nahost-Diplomatie ist Sisyphos-Arbeit im wahrsten Sinn des Wortes. Kein Krieg ist auch schon etwas in dieser Weltregion. Leider.
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