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Situationselastisches Y-Chromosom

Von VonAlexandra Grass

Wissen
Nikotinkonsum verringert die Anzahl an Y-Chromosomen im Blut.
© Corbis/Wavebreak Media LTD

Warum männliche Raucher gefährdeter sind.


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Wien. Vielfach rühmt sich ein großer Teil der Erdenbewohner mit dem Besitz des Y-Chromosoms. Erst durch dieses wird ein Mensch zum Mann. Denn während Männer mit einem Y- und einen X-Chromosom bestückt sind, steht bei Frauen zwei Mal X. Viele Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Tun werden oft auf diesen einen Baustein reduziert. Nun scheint sich gerade dieses Y-Chromosom zu einer Gefahr zu entpuppen.

Denn so hat ein internationales Forscherteam offenbar eine Erklärung dafür gefunden, warum männliche Raucher einem höheren Krebsrisiko als Frauen ausgesetzt sind und ihre Lebensspanne überdies im Durchschnitt kürzer ausfällt.

Rauchen stellt einen Risikofaktor für verschiedenste Erkrankungen dar, nicht nur für Lungenkrebs. Epidemiologische Daten würden zeigen, dass männliche Raucher hier gefährdeter sind, betonen die Forscher im Fachblatt "Science".

In einer Studie zeigten die Wissenschafter den direkten Zusammenhang zwischen erhöhtem Krebsrisiko und einer verringerten Y-Chromosomen-Anzahl im Blut auf. Und diese war bei Rauchern im Gegensatz zu Nichtrauchern vermehrt anzutreffen, berichtete Lars Forsberg, Forscher am Department für Immunologie an der Uppsala University in Schweden. Eine Möglichkeit für das erhöhte Risiko sehen die Wissenschafter darin, dass die Immunzellen, die ihr Y-Chromosom aufgrund des Nikotinkonsums seines Trägers verloren haben, weniger dazu imstande sind, gegen Krebszellen anzukämpfen.

Grund zum Aufhören?

Das Team um Forsberg hat allerdings auch eine gute Nachricht parat: Die Resultate zeigen, dass Rauchen den Verlust von Y-Chromosomen verursachen kann. Doch dieser Prozess könnte reversibel sein. Das Y-Chromosom scheint damit in einer seiner Eigenschaften dem Wort des Jahres 2014 gerecht zu werden - situationselastisch. Diese Entdeckung könnte eine Motivation für Raucher darstellen, endlich von ihrem Laster loszukommen, hofft Lars Forsberg.