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Thomas Lindgren wähnte sich im Olymp seines Berufs. Der Leiter der naturgeschichtlichen Abteilung des New Yorker Auktionshauses Bonhams hatte die Versteigerung zweier außergewöhnlich gut erhaltener, im Kampf verhakter Dinosaurier-Skelette als "Highlight seiner Karriere" bezeichnet. Doch am Dienstag Nachmittag verfiel ihm sein Mandant unter der Hand: Kein Interessent machte das Mindestgebot von 5,5 Millionen Dollar. Statt des erhofften Rekordes von neun Millionen erzielte Bonhams den Abbruch der Versteigerung. Lindgren hätte warten müssen. Im Vorfeld hatten sich mehrere Museen für das Objekt interessiert, hatten aber das Geld nicht sofort zur Hand. Nun hat er zu hoch gepokert.
Zudem sind die "Duellierenden Dinosaurier" eine Art Katze im Sack. Ausgegraben wurden die Knochen von einem kommerziellen Fossilien-Jäger auf einem Privatgrundstück in Montana, USA. Eines der Tiere könnte einer unbekannten Art angehören - jedoch wurden die Skelette noch nicht paläontologisch untersucht. Auch zur Frage, wie die Skelette ineinander verhakt unter die Erde kamen, gibt es nur Spekulationen. Für eine fundierte Antwort würden Forscher Jahre brauchen.
Doch diese Zeit gab man ihnen nicht. Laut Gesetz in den USA (und in Österreich) gehören auf Privatgrund gefundene fossile Funde dem Grundstückseigentümer. Er kann damit machen, was er will. Wird diese Regel nicht überdacht, bleiben den Forschern irgendwann vielleicht tatsächlich nur Knochenkopien aus dem 3D-Drucker, während die Originale bei Laien, die von sachgemäßer Präparierung wenig verstehen, daheim stehen.