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Sitzenbleiben ist nicht leicht

Von Martyna Czarnowska

Politik

Das große Zittern um das Aufsteigen in die nächste Klasse hat begonnen. In den kommenden Wochen finden in den meisten Schulen die entscheidenden Klassenkonferenzen statt. Die Zahl der "Sitzengebliebenen" ist seit 1995 gesunken. Ob das Frühwarnsystem einen großen Teil dazu beigetragen hat? An dieser Frage scheiden sich die Geister.


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Die meisten Schülerinnen und Schüler haben es sowieso - beinahe - schon geschafft. Von Wiederholungsprüfungen sind sie nicht betroffen. Doch schätzungsweise 42.000 werden um die Prüfung oder das Wiederholen einer Klasse nicht herumkommen.

Entgegensteuern schon im Februar möglich

Um die Zahl der Repetentinnen und Repetenten zu senken, wurde vor wenigen Jahren das so genannte Frühwarnsystem eingeführt. Zeichnet sich eine eventuelle Gefährdung am Ende des Schuljahres ab, so sollte bereits im Februar entgegengesteuert werden. In Gesprächen mit den betroffenen SchülerInnen und Eltern sollten die LehrerInnen auf die brenzlige Situation aufmerksam machen. Gemeinsam können dann Gegenstrategien entwickelt werden.

Die Meinungen dazu, ob das Frühwarnsystem greift, gehen jedoch auseinander. Zwar hat sich die Zahl der "SitzenbleiberInnen" im Jahr der Einführung 1996/1997 von über 53.000 auf rund 41.000 verringert. Doch sie sollte viel kleiner sein, meint die Arbeiterkammer (AK).

AK-Experten rechnen heuer mit 42.000 SchülerInnen, die "nicht berechtigt sind zum Aufsteigen". Im Schuljahr 1997/1998 lag diese Zahl ebenfalls knapp unter 42.000. Die Kritik richtet sich nun nicht gegen das Frühwarnsystem selbst, sondern gegen dessen "Zahnlosigkeit".

"Es sollte bedeuten: unabdingbare Information, Gespräch und ein Angebot an Förderunterricht", erklärt Inge Kaizar von der Arbeiterkammer die Ziele gegenüber der "Wiener Zeitung". Doch zum einen happere es an der Umsetzung des Systems, zum anderen mangelt es an Maßnahmen zum Förderunterricht. Kurz: Das Frühwarnsystem greife nicht. Denn bisher wird es auf freiwilliger Basis geführt. Flächendeckend und verpflichtend sollte es laut AK sein. Danach müsste sich die Zahl der RepetentInnen halbieren.

Im Stadtschulrat und im Unterrichtsministerium wird die Sache "naturgemäß" etwas anders gesehen. Aktuelle Zahlen liegen zwar noch nicht vor, doch bereits im Vorjahr seien die Erfolge ersichtlich gewesen.

Eine Null-Rate ist nicht im Rahmen des Möglichen

Das Frühwarnsystem greife sehr wohl, erklärt Martina Vitek aus dem Büro des Stadtschulratspräsidenten. Bereits im Vorjahr sei die Zahl der SitzenbleiberInnen gesunken und auch heuer wird sich dies nicht dramatisch ändern. Zwar seien die abnehmenden Prozentpunkte nicht sehr hoch, doch die Erfolge seien messbar. "Auf Null werden wir nicht kommen", räumt Vitek ein.

Auf einen positiven Trend verweist Hermine Jirku vom Unterrichtsministerium. Die Zahl der "Nicht genügend" sei seit 1995 um 10.000 gesunken, berichtet sie. Besonders stark war der Rückgang im Jahr 1996/97, als das Frühwarnsystem eingeführt wurde. Die "drop out"-Rate sinke ebenfalls. Das Frühwarnsystem greift, ist auch sie überzeugt.