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Skandal oder doch nicht

Von Brigitte Pechar

Politik

Ex-Bifie-Direktor Haider: "Die Daten sind weitgehend wertlos."


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Wien. Die Datenaffäre im Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) kann derzeit noch fast alles sein: Der größte Datenskandal im Bildungssystem oder ein Sturm im Wasserglas. Lehrergewerkschaft und Team Stronach fordern jedenfalls den Rücktritt von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek wegen der Datenaffäre. FPÖ, Grüne und Neos fordern rasche Aufklärung der Angelegenheit. Lehrergewerkschafter Paul Kimberger meinte etwa: Es seien "nicht nur sachliche und inhaltliche Konsequenzen notwendig, sondern auch personelle - und da gehört Heinisch-Hosek dazu". Kimberger (FCG) stößt sich vor allem daran, dass trotz bereits im Dezember erfolgter Warnungen nicht gehandelt worden sei.

In Niederösterreich nimmt ÖVP-Bildungslandesrätin Barbara Schwarz das Datenleck zum Anlass, den langjährigen Wunsch ihres Landeshauptmannes zu deponieren: Die Schulverwaltung möge nun raschest in die Obhut der Länder übertragen werden.

Sogar der Wiener Stadtschulrat reagierte heftig. Er beendet die Zusammenarbeit mit dem Bifie beim Wiener Lesetest. Falls die Datensicherheit für die laufende Erhebung dieses Jahres nicht garantiert werden könne, werde auch diese abgebrochen.

Tests gestoppt

Die Unterrichtsministerin reagierte im Ö1-"Mittagsjournal" am Donnerstag auf Berichte, das Leck sei schon im Dezember bekannt gewesen. Ihre Mitarbeiter hätten ihr versichert, dass das Bifie umgehend zum Handeln aufgefordert worden sei. Ob die Vorgänge korrekt waren, sowohl beim Bifie als auch im Ministerium, müsse nun geprüft werden. Vor weiteren Konsequenzen verweist die Ministerin auf Ermittlungen von Staatsanwaltschaft, Polizei und Bundeskriminalamt. Den Vorwurf, dass nichts geschehen sei, lässt sie nicht gelten: Der Aufsichtsrat des Bifie habe eine TÜV-Prüfung der Datensicherheit beschlossen. Bis zum Abschluss dieser würden die Tests gestoppt.

Trotz aller Kritik will die Unterrichtsministerin am Bifie festhalten, es habe "in Summe bisher sehr gute Arbeit geleistet", mit der man einen "Kulturwandel" durchführen konnte, den sie nicht gefährden möchte.

Daten nicht zuordenbar

Unterdessen stellt sich die Frage, wie groß der Datenskandal überhaupt ist. Ein EDV-Experte von Kapsch (das Unternehmen arbeitet für das Bifie) gibt vorerst einmal drei Gründe für das Datenleck an: Manipulation, Hacking oder Nachlässigkeit des Subunternehmers in Rumänien.

Zwar sollen 400.000 Schülertests zur Informellen Kompetenzmessung (IKM) auf einem rumänischen Server abrufbar gewesen sein. Aber diese Daten sind Schülern nicht zuordenbar und es handelt sich um Testergebnisse, die für Nichtfachleute wertlos sind: Die betroffenen Schüler sind zu einem guten Teil gar nicht mehr an den jeweiligen Schulen. Die Aufgaben dienten der Selbstkontrolle der Kinder. Zur Abrufbarkeit der 37.000 unverschlüsselten E-Mail-Adressen der Lehrer ist zu sagen, dass viele Schulen diese ohnehin auf ihren Websites angeführt haben. Allerdings verfügt das Bifie durchaus über sensible Daten - das geht von bei Schülertests wie Pisa erhobenen Daten zur Familie bis zu Zentralmatura-Aufgaben. Diese sollen aber auf anderen Servern liegen.

Haider: Gezielt gegen Bifie

Das Datenleck bei den Schülertests ist aus Sicht von Günter Haider, früher selbst Leiter des Bifie, "in der Dimension kein Datenskandal, die Daten sind weitgehend wertlos". Es sei aber unprofessionell, solche Daten nicht zu verschlüsseln, das dauere eine Viertelstunde. Dass jeder Internetnutzer mittels der Daten Rankings von Schulen oder Lehrern erstellen kann, ist aus Haiders Sicht ausgeschlossen. Ärgerlich ist der Vorfall für ihn dennoch: "Es ist nicht akzeptabel, dass man im Bifie und im Ministerium seit Mitte Dezember davon weiß und nichts unternommen hat. In einer so sensiblen Frage muss man sensibel reagieren."

Dass das Datenleck überhaupt publik wurde, ist für Haider kein Zufall. "In hundert Jahren wäre kein Mensch zufällig auf diese Daten gestoßen", sagt er und ortet einen gezielten Versuch, dem Bifie zu schaden. "Auf dem Server eines rumänischen Subunternehmers von Kapsch stöbert nur jemand, der auch Interesse daran hat." Die Firma Zoe Solutions GmbH, der vom Bifie der Vertrag für die IKM-Plattform gekündigt wurde, sieht er jedenfalls in einer eigenartigen Rolle. "Wer hätte sonst ein Interesse dort zu stöbern und dem Bifie zu schaden? Und es muss auch ein Fachmann auf dem Server gesucht haben, der die Daten genau kennt."

Den Stopp der Tests hält Haider für übertrieben. Schließlich habe sich das Bifie für die im Mai geplanten Bildungsstandardtests vier Jahre lang vorbereitet.