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"Skandal und Katastrophe"

Von Eva Stanzl

Wissen

Infineon- Forschungsvorstand Reinhard Petschacher über Budgetkürzungen und Wirtschaft. | Reinhard Petschacher: Der Text des Regierungsprogramms steht in starker Diskrepanz zu den Zahlen. Wenn das Forschungsbudget so kommt, wäre das ein Skandal und eine Katastrophe mit massiven Folgen für die Forschung in Österreich, die sich zuletzt ausgezeichnet entwickelt hat. Wir sind dabei, internationale Spitze in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), bei Verkehr und bei industriellen Prozessen zu werden. Das kann nur fortgesetzt werden, wenn wir den Wachstumskurs beibehalten. Sonst werden wir unattraktiv für ausländische Forscher, die wir brauchen, weil wir hierzulande zu wenig Personal haben.


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Was könnte der Halbleiterhersteller Infineon bei Kürzungen nicht mehr machen?

Mit staatlichen Förderungen konnten wir uns als Kompetenzzentrum für Energieeffizienz und IKT positionieren. Wir nehmen Basisprogramme, thematische und kooperative Programme in Anspruch, um in der angewandten und in der Grundlagenforschung etwas weiter zu bringen. Weniger Gelder hätten eine Auswirkung auf unsere Marktposition. Wir beschäftigen 2600 Leute, 1000 davon in der Forschung, und kooperieren mit 20 Hochschulen. 2008 flossen 19 Prozent unseres Umsatzes von 1,2 Milliarden Euro in die Forschung.

Sind in Zeiten der Rezession solch gigantische Investitionen noch leistbar?

Nach massiven Forschungsinvestitionen wachsen die Umsätze von Unternehmen zwei Jahre danach überdurchschnittlich. Mit Forschungsprojekten wird die Wirtschaft also direkt angekurbelt. In dieser Konjunkturlage müssen wir daher den Wachstumspfad in der Forschung nicht bloß beibehalten, sondern ihn sogar antizyklisch stärken. Der Staat müsste verstärkt investieren und schauen, wo sich Arbeitsplätze bilden können, etwa in den Life Sciences, wo die Gründer gestärkt werden müssten. Als Infineon geht es uns wirtschaftlich nicht brillant, aber unsere Innovationsprogramme ziehen wir durch, denn für uns ist das nötig.

Gibt es erste Anzeichen, dass Betriebe ihre Forschungsinvestitionen zurückschrauben?

Allgemein herrscht in der Industrie große Sorge. Wir hätten ja an sich schon genug Sorgen mit der Wirtschaftslage, aber wenn sich eine Kürzung der staatlichen Forschungsgelder dazu gesellt, wird das eine deutliche Verschiebung bringen. Da rede ich gar nicht von einer Verschiebung von zwei Drittel zu einem Drittel auf halb-halb. Sondern schon ein paar Prozent weniger Geld in die Forschung hätten die Wirkung, dass wir in bestimmten Gebieten keine neuen Produkte mehr hätten.