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Sklaven am Steuer

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

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Schon seit Jahren ist bekannt, dass es im Frächtergewerbe nicht nur mit rechten Dingen zugeht. Doch bisher konnte eine starke Lobby ein härteres Vorgehen gegen illegale Machenschaften erfolgreich verhindern. Jetzt, nachdem wieder einmal ein besonders skrupelloses Netzwerk aufgedeckt wurde, gehen die Emotionen hoch. Lautstark wird ein "hartes Durchgreifen" gefordert, und manch ein Politiker versichert, sich dafür auch stark zu machen. Taten wären angesagt.

Die illegalen Praktiken gehen auf Kosten der Allgemeinheit und der Umwelt. Im Preiskampf unterbieten sich die Frächter. Die Bahnen sind wegen ihrer überhöhten Preise unattraktiv, doch sie zahlen vertraglich fixierte Gehälter, Steuern und in die Sozialtöpfe. Das Personal ist innerhalb der gesetzlichen Arbeitszeiten im Einsatz. Unterdessen rollen auf europäischen Autobahnen billige "Zeitbomben", die das Leben anderer Verkehrsteilnehmer massiv gefährden. Wie Sklaven sind die Fahrer oft 25 Stunden ans Steuer gefesselt - ihre Entlohnung ist eine Schande. Der eklatante Wettbewerbsnachteil für die Bahn durch das Lohndumping ist evident. Erst wenn auch die Frächter soziale Mindeststandards einhalten, ist ein Preisvergleich zwischen Lkw- und Bahntransport überhaupt zulässig. Der Straßenverkehr könnte obendrein ohne teure Baumaßnahmen sicherer werden.