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SkyEurope landet in der Insolvenz

Von Karl Leban

Wirtschaft

Schuldenberg von knapp 177 Mio. Euro. | Fieberhafte Suche nach einem Investor. | Pressburg/Wien. SkyEurope ist pleite. Ab sofort fliegt die slowakische Billigairline, die als einer der schärfsten Rivalen der AUA gilt, unter Gläubigerschutz. Zuvor hatte ein Gericht in Pressburg den entsprechenden Antrag genehmigt.


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Nach slowakischem Recht hat die schwer verschuldete Fluglinie damit bis zu neuneinhalb Monate Zeit für die Reorganisation ihrer Finanzen. Dieses Verfahren ähnelt dem in den USA gängigen Insolvenzverfahren nach Kapitel elf, das einem bankrotten Unternehmen die Chance geben soll, wieder Tritt zu fassen. Es schützt SkyEurope vor jenen Gläubigern, die ihr Geld einfordern. Auch beim Wiener Flughafen, einem ihrer Standorte neben dem Pressburger Hub, stehen die Slowaken nicht unerheblich in der Kreide.

Kampf ums Überleben

Ob SkyEurope am Ende des Tages noch die Kurve kratzen kann, hängt primär von neuen Investoren ab. Ohne frisches Kapital bleibt nur die Liquidierung des Unternehmens. Darum wird gerade mit Hilfe der Investmentbank Reynold Partners fieberhaft nach einem Geldgeber gesucht. Verhandlungen mit Interessenten gebe es bereits, teilte SkyEurope am Montag mit. Dabei sind die hohen Schulden freilich der größte Knackpunkt. SkyEurope hat immerhin Verbindlichkeiten von fast 177 Mio. Euro am Hals - und obendrein nach saftigen Verlusten ein negatives Eigenkapital von nahezu 64 Millionen.

Vorerst jedenfalls soll der Geschäftsbetrieb wie bisher weiterlaufen. "Unsere Flugpläne bleiben im vollen Umfang aufrecht", betont Vorstandschef Jason Bitter. Alle aktuellen und künftigen Tickets seien deshalb "uneingeschränkt gültig". Darüber hinaus verspricht Bitter allen Lieferanten volle Bezahlung ihrer Leistungen während der Restrukturierung. In dieser Phase soll auch an den rund 700 Arbeitsplätzen bei SkyEurope nicht gerüttelt werden.

Diesen Sommer fliegt die Airline auf 55 Routen insgesamt 33 Destinationen in 16 Ländern - vor allem in Osteuropa - an. Zuletzt waren noch zehn Boeing-Flugzeuge (nach 14 im Vorjahr) im Einsatz. Diese Jets sind dem Vernehmen nach samt und sonders geleast, also nicht im Eigentum von SkyEurope. Unabhängig von der Reorganisation hat SkyEurope zunächst laut Austria Presse Agentur eine bis 25. Oktober - bis zum Winterflugplan - befristete Lizenz.

An der Wiener Börse, wo die Fluglinie seit knapp vier Jahren notiert (neben Warschau), rutschte der Aktienkurs von SkyEurope gestern nach kurzer Handelsaussetzung weiter in den Keller. In der Spitze verlor der Titel um mehr als ein Drittel auf 15 Cent. Damit ist die von dem Österreicher Christian Mandl und dem Belgier Alain Skowronek 2001 gegründete Airline als Ganzes gerade noch mit rund sechs Mio. Euro bewertet.

Keine Überraschung

Der finanzielle Absturz von SkyEurope ist jedenfalls keineswegs überraschend gekommen: Seit Jahren musste der ramponierte Carrier mit Kapitalspritzen immer wieder "aufgepäppelt" werden. Zuletzt hatte der US-Hauptaktionär York, dem fast 30 Prozent der Anteile gehören, mit zwei Überbrückungsdarlehen (in Summe 25 Mio. Euro) ausgeholfen. Wie berichtet, musste SkyEurope die Rückzahlung der Kredite jedoch mangels Liquidität wiederholt hinausschieben - so erst letzte Woche wieder.

Am Montag hat SkyEurope auch seinen zuvor mehrfach verschobenen Bilanzbericht für 2007/08 veröffentlicht (siehe Grafik). Dieser Bilanz, die mit blutroten Zahlen gespickt ist, fehlt jedoch der Prüfvermerk. Wegen der Höhe der Schulden und des negativen Eigenkapitals hatte der Wirtschaftsprüfer KPMG den Fortbestand der Airline bezweifelt und deshalb die Prüfbestätigung verweigert.

Künftig noch billiger?

Nichtsdestotrotz will SkyEurope das bisherige Konzept als Billigflieger fortführen. "Wir werden eher noch billiger", kündigt Finanz-Chef Nick Manoudakis an.

Ob diese Rechnung aufgeht, wird in der Branche stark bezweifelt: "Das bisherige Geschäftsmodell von SkyEurope war viel zu aggressiv auf Wachstum ausgerichtet. Die Preise liegen ja weit unter den Einstandskosten." Auf die Dauer könne das nicht funktionieren, die jetzige Wirtschaftskrise habe das nur allzu deutlich gemacht.