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Slowakei: Der Kampf um den Müll

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft
Mit neuen Standorten, wie hier im ostslowakischen Jasov, will die AVE in der Slowakei zum Marktführer in der Entsorgungswirtschaft werden. Foto: AVE

Nachholbedarf bei Verbrennung und Abfalltrennung. | Kommunen finanziell überfordert. | Bratislava. Das Verhältnis zwischen Österreich und seinen beiden Nachbarn Slowakei und Ungarn ist zwiespältig, wenn es um die Beseitigung von Müll geht. Einerseits ist österreichisches Know-how bei der Modernisierung der Abfallwirtschaft sehr gefragt. Andererseits ist unerwünschter Müll aus Österreich immer wieder Anlass zu diplomatischen Verstimmungen.


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Vor gut zwei Jahren sorgten illegale Giftmüll-Transporte über die österreichisch-slowakisch Grenze bei Kittsee für Verstimmung. Die ungarische Stadt Szentgotthárd wiederum hat gegen die geplante Müllverbrennungsanlage im benachbarten Heiligenkreuz die UNO angerufen. Österreich droht nun möglicherweise ein internationales Gerichtsurteil.

Bei einem Abfallwirtschaftskongress, der jüngst in Wien stattfand, ging es vor allem um die Chancen, die sich österreichischen Unternehmen gerade in den östlichen Nachbarländern bieten. In dieser Region müssten noch etliche Vorgaben der EU umgesetzt werden, außerdem stiegen die Deponiekosten, erläutert der Unternehmensberater Walter Tanzer. Besonders teuer seien die Schaffung von Verbrennungskapazitäten, die Verminderung von deponierten Abfällen pflanzlicher und tierischer Herkunft sowie der Aufbau einer getrennten Müll-Sammlung. Im Unterschied zu Österreich würden etwa Haushalts- und Transportverpackungen nicht gesondert entsorgt.

In den vergangenen Jahren brummte das Geschäft mit Abfall in Mittel- und Osteuropa. "Denn bis Herbst 2008 hat jeder Spitzenpreise sogar für schlechte Sammelqualitäten bezahlt", so Tanzer. Dann aber kam die Krise, es fiel weniger Müll in Produktion und Handel an, ohne dass die Sammelkosten für Recycler gesunken wären. Deshalb kauften diese nur noch Material von bester Qualität.

AVE will Markt erobern

In Ungarn ließ sich zu dieser Zeit Abfall besonders schlecht verkaufen. Der Markt erholte sich erst im Frühjahr. In der Slowakei wurden zu Jahresbeginn in einigen Städten zeitweise die Mülltonnen gar nicht erst geleert, weil die Kommunen ihren Abfall nicht mehr verkaufen konnten. In Zeiten ohnehin leerer Gemeindekassen verschlechterte sich ihre Finanzsituation damit deutlich.

Hier setzt das Konzept der österreichischen AVE an, die in der Slowakei in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden zum Marktführer in der Entsorgungswirtschaft werden will. Noch ist AVE die Nummer vier am Markt. Das Unternehmen will nämlich dort investieren, wo eine Kommune finanziell überfordert ist, und sich auf diesem Wege Standbeine sichern. Die AVE-Deponien im mittelslowakischen Tornala und im ostslowakischen Jasov etwa wurden gerade an diesen Standorten errichtet, "weil wir das Angebot hatten zu investieren, wo es die Gemeinden nicht konnten", sagt Helmut Burger, Geschäftsführer der AVE Energie Oberösterreich.

Derzeit betreut AVE von 13 Standorten aus 100 slowakische Kommunen mit über 110.000 Einwohnern sowie 1000 Gewerbe- und Industriekunden und erwirtschaftet einen Umsatz von 12 Mio. Euro. Gerade erst in den vergangenen beiden Wochen eröffnete das Unternehmen zwei weitere Deponien, und zwar in Senec bei Bratislava sowie unweit des Flughafens von Bratislava.