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Slowakei: Der Osten soll Innovationskrise abwenden

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Wirtschaft

Innovationsstätten liegen fernab von Pressburg. | Neuentwicklungen für Kfz in Zilina. | Pressburg. Besucher von Pressburg sind immer wieder entzückt, wenn sie durch die malerischen Gassen der slowakischen Hauptstadt schlendern. Sie nehmen den Zustand der Stadt als Beleg für den Wirtschaftsboom im Nachbarland.


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Das, was die Touristen sehen, hat allerdings nur noch wenig mit Zukunftsträchtigkeit der Stadt zu tun. Denn der Lebensstandard in Pressburg ist so hoch, dass die Stadt schon seit langem nicht mehr mit Fördergeldern der EU rechnen kann. Pressburg mag zwar hübsch anzusehen sein - Innovation findet, wenngleich erst allmählich sichtbar, aber an ganz anderen Orten in der Slowakei statt. Zilina, Zvolen, Presov oder der unweit von Kaschau gelegene Industriepark Kechnec sind kennzeichnend für diese Entwicklung.

Diesen Trend will die seit Sommer 2006 amtierende Regierung von Ministerpräsident Robert Fico verstärken. Im Mai legte das Kabinett ein Papier vor, wonach aus der inzwischen gar nicht mehr so tristen Mittel- und Ostslowakei eine florierende Wissenslandschaft werden soll.

Maßgeblich für dieses Konzept verantwortlich zeichnet der Europaabgeordnete Vladimír Manka. Er stammt aus Zvolen, das in jüngster Zeit dank der Zusammenarbeit der örtlichen Behörden und der Technischen Universität mit Wirtschaft und Industrie einen rasanten Aufschwung erlebt. Ein sichtbares Zeichen für die Orientierung der Innovationsstätte weg von Pressburg wurde etwa mit dem aufwendigen Umbau der staatlichen wissenschaftlichen Bibliothek in der Universitätsstadt Presov gesetzt.

EU-Statistik bescheinigt Aufholbedarf

Allerdings steckt Innovation in der Slowakei immer noch in den Kinderschuhen. Dies wird auch immer wieder in Brüssel bemängelt. Und so ist die Slowakei nach einer neuen Statistik innerhalb der EU zwar der drittbeste Staat, wenn es um Wettbewerbsfähigkeit geht, die Slowaken rangieren in puncto Innovation aber immer noch unter ferner liefen.

Die wichtigsten Branchen, in denen sichtbar werden soll, was die Regierung plant, sind Kfz-Industrie und Energieerzeugung. An der Universität im nordslowakischen Zilina und im Industriepark Kechnec wird an Neuentwicklungen für die Fahrzeugfertigung gewerkelt.

Isländer als Vorbild: Geothermie zum Heizen

In der zweitgrößten slowakischen Stadt Kaschau wurden zuletzt drei Versuchsstationen für Geothermie eingerichtet. Dort wird getestet, wie sich der regenerative Energieträger Erdwärme am günstigsten nutzen lässt.

Als Vorbild fungieren die Isländer: Das slowakische Wirtschaftsministerium verhandelt mit dem isländischen Unternehmen Enex darüber, wie sich die Geothermie zu Heizzwecken großflächig in der Ostslowakei einsetzen ließe. Außerdem sind die Isländer in ein Projekt in der südslowakischen Stadt Galanta involviert.