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Slowakei enttäuscht von Arbeitnehmer-Freizügigkeit

Von WZ-Korrespondentin Karin Rogalska

Wirtschaft

Viele Bewerber erfüllen nicht die Erwartungen österreichischer Arbeitgeber. | Rapide sinkende Löhne lassen Lust auf Auslandsjobs schwinden.


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Bratislava. Es sind gerade nicht die heimischen Medien, die in diesen Tagen von einer "Slowakenschwemme auf dem österreichischen Arbeitsmarkt" berichten. So titeln vielmehr slowakische Journalisten. Vor der Öffnung des hiesigen Arbeitsmarktes für Osteuropäer am 1. Mai waren 8400 Slowaken legal in Österreich erwerbstätig, nunmehr sind es 15.850, knapp doppelt so viele, wie etwa die Tageszeitung "Hospodarske noviny" berichtet. Von der Zuwachsrate her haben die Slowaken damit unter den acht Nationen, die nun auch von der Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU profitieren, sogar die Nase vorn.

Von einer Erfolgsstory mag trotzdem niemand sprechen. Die ersten Monate der neuen österreichisch-slowakischen Annäherung gestalteten sich nämlich unerwartet schwierig. Unter den bisherigen Vorgaben waren österreichische Arbeitgeber vor allem mit günstigen und zugleich qualifizierten Slowaken konfrontiert.

Durchschnittslohn für Altenpflege gesunken

Da sich seit dem 1. Mai jeder Slowake bei ihnen bewerben kann, entsprechen aber längst nicht alle Interessenten auch nur annähernd den Erwartungen der Arbeitgeber. "Die Kandidaten machen sich oft nicht klar, dass die Anforderungen an das Personal im Ausland in vielen Fällen deutlich höher sind als bei uns", betont Martin Miklanek von der slowakischen Tochter des Personaldienstleisters Adecco Group.

So haben nach Angaben der Österreichischen Hoteliervereinigung etliche Interessenten keine ausreichenden Fremdsprachenkenntnisse und können nicht einmal auf grundlegende fachliche Qualifikationen verweisen. Dabei sind osteuropäische Arbeitskräfte an sich als Kellner oder Köche gefragt.

Allerdings haben österreichische Arbeitgeber auch für Slowaken an Attraktivität verloren. Seit der Öffnung des Arbeitsmarktes ist die Konkurrenz der Osteuropäer untereinander deutlich härter als früher. Deshalb lässt sich in einigen Berufen längst nicht mehr so viel verdienen wie zuvor. So ist beispielsweise der durchschnittliche Tagesverdienst für Altenpfleger von 55 auf 45 Euro gesunken.

Die Klagen der österreichischen Arbeitgeber ähneln übrigens denen der Unternehmen in Bratislava. Viele Stellen bleiben nach Angaben des Internetportals profesia.sk offen, weil die Fremdsprachenkenntnisse der Bewerber stark zu wünschen übrig lassen. Viele von ihnen könnten gerade einmal auf Grundkenntnisse verweisen. Dabei seien bei deutlich mehr als der Hälfte der im ersten Halbjahr ausgeschriebenen Jobs exzellentes Englisch verlangt worden, bei immerhin 17 Prozent der Stellenanzeigen hervorragendes Deutsch.