Zum Hauptinhalt springen

Slowakei: Gehälter stagnieren

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Europaarchiv
Abwarten oder auswandern? Diese Frage stellt sich vielen Slowaken, denn der Wirtschaftsboom der CEE-Region schlägt sich nicht auf ihrem Gehaltszettel nieder. Foto: bb

Bruttolöhne verharrten 2007 bei etwas mehr als 600 Euro brutto. | Nachbarland Tschechien entlohnt meist deutlich besser. | Pressburg. Vom anhaltenden Wirtschaftsboom in der Slowakei profitieren die Beschäftigten im Nachbarland nur zum Teil. Die Suche nach einem Arbeitsplatz gestaltet sich heute zwar deutlich einfacher als noch vor einigen Jahren, die Gehälter fallen aber weiterhin vergleichsweise mager aus und zogen im Vorjahr kaum an. Umgerechnet 623 Euro brutto im Monat verdienten die Slowaken im Schnitt im Vorjahr, im Jahr zuvor waren es umgerechnet 612 Euro.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Und doch wird durch diesen Unterschied von durchschnittlich 11 Euro im Geldbeutel eines jeden Slowaken eine Debatte gleich über zwei Fragen ausgelöst. Die eine davon, die nach den Einkünften der Politiker, ist nicht weiter überraschend, schauen ihnen die Journalisten bei Bekanntgabe der Durchschnittsgehaltsziffer für das Vorjahr doch stets mit Vorliebe auf den Gehaltszettel. Einkünfte von Verfassungsorganen orientieren sich in der Slowakei nämlich am Durchschnittsgehalt des Vorjahrs.

So verdient ein Abgeordneter genau das Dreifache des Durchschnittslohns und erhält heuer deshalb eine Diät von umgerechnet 1869 Euro zuzüglich einer Aufwandsentschädigung von maximal 1498 Euro. Premier Robert Fico bezieht das 1,5-Fache des Abgeordnetengehalts plus Funktionszuschlag und verdient umgerechnet 4299 Euro brutto.

Spitzenverdiener unter den Politikern ist Staatspräsident Ivan Gasparovic mit monatlich umgerechnet 7492 Euro brutto.

Vor allem aus Investorensicht mindestens genauso spannend ist die Frage, ob die Slowakei vom Lohnniveau her tatsächlich noch das "Armenhaus" in Mitteleuropa ist. Das führende Boulevardblatt Novy Cas legte vor kurzem Zahlen vor, die aufhorchen lassen, weil die Durchschnittsgehälter für bestimmte Berufsgruppen in der Slowakei und Tschechien miteinander verglichen und dafür vor allem die Angaben einheimischer Unternehmen zugrunde gelegt wurden.

500 Euro mehr in Prag

Danach werden etwa Revisisionstechniker, Qualitätsmanager, Wartungsleiter und Lebensmittelingenieure in der Slowakei besser entlohnt als in Tschechien. Ansonsten stehen sich Geistesarbeiter aber offensichtlich besser in Tschechien als in der Slowakei: Versicherungsmathematiker, Schulleiter, Metallingenieure oder Apotheker, aber bemerkenswerterweise auch Croupiers verdienen in Tschechien im Monat umgerechnet einen halben Tausender mehr als in der Slowakei.

Im Übrigen fallen die Unterschiede in Berufen, bei denen die Slowaken die Nase vorn haben, alles in allem doch eher gering aus; zumeist geht es um nicht mehr als umgerechnet einen halben Hunderter im Monat. Bei Berufen, die in Tschechien besser entlohnt werden, drückt sich der Unterschied hingegen meist gleich in einem Unterschied von mehreren hundert Euro aus.