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Slowakei: Krise motiviert zu intensiver Weiterbildung

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft

Sprach- und IT-Kenntnisse besonders gefragt. | Pressburg. Innerhalb der EU gehört die Slowakei zu den Ländern mit einer traditionell hohen Arbeitslosenrate. Dank des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre konnte die Quote zwar auf gut sieben Prozent gedrückt werden, nun steigt sie jedoch rapide: Im Juli lag die Arbeitslosenrate im Nachbarland bei 12,07 Prozent. Erstmals müssen sich auch Hochschulabsolventen große Sorgen machen, überhaupt eine Stelle zu finden. Dabei gehörte die Slowakei laut OECD-Statistiken bisher, wie übrigens auch Tschechien, trotz generell hoher Arbeitslosigkeit zu jenen Ländern, wo Menschen am ehesten Arbeit entsprechend ihrer Ausbildung bekamen.


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Chefsessel bleiben leer

Wer Arbeit zu vergeben hat, kann sich seine Beschäftigten derzeit aussuchen. Entsprechend hart ist der Konkurrenzkampf unter den Bewerbern, vor allem, wenn es um Jobs in den mittleren Etagen geht. Einer Umfrage des Wirtschaftsblatts "Hospodárske noviny" zufolge reißen sich Bewerber zurzeit nicht um Spitzenpositionen, weil sie befürchteten, ihre Stelle schnell wieder zu verlieren, und auch nicht Arbeit für zwei verrichten wollten, ohne dafür ein angemessenes Gehalt zu bekommen.

Wer es sich irgendwie leisten kann, investiert derzeit in Weiterbildung. Besonders gefragt ist alles, was mit dem Erwerb oder der Vertiefung von Fremdsprachen- oder Computerkenntnissen zu tun hat. Sprachkurse sind in Pressburg derzeit oft ausgebucht. Englisch ist der Renner unter den Fremdsprachen, meist in Kombination mit Deutsch oder Russisch.

Wer sich bei einem ausländischen Unternehmen bewerbe, beherrsche in der Regel zwei Fremdsprachen. Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen seien jedoch immer noch die Ausnahme, berichtet die Tageszeitung "Pravda".

Arbeitgeber suchten häufig Beschäftigte mit hervorragenden allgemeinen Englischkenntnissen, die außerdem Fachausdrücke etwa in der Buchhaltung beherrschen. Besonders begehrt seien Bewerber mit Kenntnissen etwa in Niederländisch oder asiatischen Sprachen. Das hängt damit zusammen, dass in der Slowakei in den letzten Jahren viele niederländische, japanische und koreanische Konzerne in großem Stil investiert haben.

Kooperation mit NÖ

Vor allem junge Slowaken können seit geraumer Zeit auch im Rahmen von grenzüberschreitenden Bildungskooperationen ihren Horizont erweitern. Niederösterreich und die westslowakische Nachbarregion Trnava haben im Jänner das Technologie-Kooperationsprojekt Duo-Stars gestartet, bei dem große und kleine Betriebe aus beiden Regionen zusammenfinden sollen. Aus- und Weiterbildung sind dabei wichtige Schlagworte. Es gibt ein eigenes Kursbuch für die "Ausbildung im grenzüberschreitenden Wettbewerb", und vor kurzem nahmen niederösterreichische und slowakische Schüler zwischen 13 und 15 Einblick bei Unternehmen der Region.

Wien und Pressburg bringen derzeit einen intensiven Lehrlingsaustausch auf den Weg, in dessen Rahmen etwa Auszubildende Hospitanzen bei Betrieben in der Partnerstadt absolvieren und Weiterbildungseinrichtungen beider Städte ihre Lehrpläne aufeinander abstimmen.