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Slowakei ringt mit Roma-Integration in Arbeitsmarkt

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Europaarchiv

Staatssekretärin will Erhebung zu Qualifikationen. | Jobverlust-Risiko in Ungarn besonders hoch. | Bratislava. Nach vierjähriger erfolgloser Jobsuche reichte es Viera und Andrea Samkova. Die beiden Schwestern wandten sich an die Medien, nachdem sie einmal mehr den Bescheid erhalten hatten, sie seien mit ihren Hochschulabschlüssen "zu gut qualifiziert", um als Lehrerinnen an einer slowakischen Grundschule zu arbeiten.


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Viera und Andrea Samkova sind Roma. Deshalb vermuteten sie hinter den ständigen Absagen irgendwann ganz andere Gründe. Bestärkt wurden sie darin durch einen Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, wonach das slowakische Schulministerium Roma bei Bewerbungen systematisch diskriminiert.

Die Proteste der Schwestern hatten Erfolg. Anfang Oktober bekam Viera Samkova das Angebot einer privaten Hochschule. Zuvor war sie von Lucia Nicholson, Staatssekretärin im Arbeitsministerium für die liberale Freiheit und Solidarität, als Beraterin engagiert worden. Die Politikerin lehnte sich damit als einzige hochrangige Amtsperson aus dem Fenster.

Nicholson wirbt für einen Neubeginn bei der Integration von Roma in den Arbeitsmarkt. Bisher sei vieles schon allein daran gescheitert, dass es keine brauchbaren umfassenden Daten zu Roma gebe. "Uns liegen beispielsweise kaum Angaben zu ihren Qualifikationen vor, da wollen wir ansetzen", sagte Nicholson bei einer Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung über ethnische Diversität auf den europäischen Arbeitsmärkten.

Arbeitslosenrate unter Roma fünfmal höher

Die Slowakei ist nicht das einzige Land in Mittel- und Osteuropa, wo es kaum verlässliche Angaben über Roma gibt, wie Klaus F. Zimmermann, Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn, bestätigt. Umfassende Angaben zu Roma liegen ihm für die Region nur aus Ungarn und Rumänien vor.

Dabei sind seine Schlussfolgerungen zu Ungarn besonders drastisch. Mit Ausnahme von Roma seien Angehörige ethnischer Minderheiten nämlich oft besser in den Arbeitsmarkt integriert als Erwerbstätige, die der ungarischen Mehrheitsbevölkerung angehören. Das gelte sowohl für Angehörige traditioneller Minderheiten wie Ungarndeutsche als auch für Chinesen, Kroaten, Polen, Araber und Armenier. Allerdings sei die Erwerbstätigkeit der Mehrheitsbevölkerung in Ungarn auch die niedrigste in der Europäischen Union. Roma seien dann noch einmal nur halb so aktiv am Arbeitsmarkt wie ein der Mehrheitsbevölkerung angehörender Erwerbstätiger. Dabei sei die Arbeitslosigkeit unter den Roma fünfmal höher als unter den Erwerbstätigen der Mehrheitsbevölkerung.