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Slowakei rüstet sich für neue Gaskrise ab Juli

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft

Speicher seien diesmal gut befüllt. | Auswirkungen für Österreich wären "undramatisch". | Pressburg. In der Slowakei wird mit einer erneuten Gaskrise am Ende der ersten Juliwoche gerechnet. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine die Gaslieferungen aus Russland nicht bezahlen könne und es deshalb zu Störungen bei Lieferungen in die Slowakei komme, sagte Ministerpräsident Robert Fico nach einer präventiven Sitzung des sogenannten Gas-Krisenstabs.


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Die Situation sei jener vor dem russisch-ukrainischen Gastransitstreit im Jänner ähnlich: Damals hatten slowakische Firmen wegen der Lieferausfälle knapp drei Wochen lang die Produktion einstellen müssen. "Wir befinden uns allerdings in der Sommerperiode, und die Lieferungen an Haushalte und Industrie sind auch wegen der Krise niedriger als im Winter", so Fico weiter. Zudem würden alle unterirdischen Erdgasspeicher schnellstmöglich aufgefüllt.

Diesmal sei man deutlich besser vorbereitet, weil der Gasversorger SPP Lieferalternativen habe. "Wenn es nicht zu einem mehrmonatigen Lieferstopp kommt, kann der Slowakei nichts passieren", sagte Wirtschaftsminister Lubomír Jahnátek. Die Speicher seien zu 40 Prozent befüllt und es dauere noch etwa 100 Tage, bis sie voll sind.

SPP-Chef Bernd Wagner zufolge wird das Unternehmen schon bis Anfang Juli so viel Erdgas gespeichert haben wie sonst erst zu Beginn einer Heizperiode. Im Krisenfall kann das Unternehmen auf eine in Tschechien gelagerte Reserve von ungefähr 20 Mio. Kubikmetern Erdgas zurückgreifen. Zurzeit werden in der Slowakei täglich zwischen 4,5 und 5 Mio. Kubikmeter Erdgas verbraucht. Der Gasversorger verhandelt derzeit über langfristige Lieferverträge mit seinen Auslandsaktionären Eon Ruhrgas und GdF Suez sowie der deutschen VNG. Die Slowakei vereinbarte ferner mit Rumänien und Kroatien intensive Kooperation bei der Energieversorgung.

Österreich gewappnet

Für Österreich wäre eine neuerliche Gaskrise derzeit "undramatisch", sagt E-Control-Gasexperte Michael Schmölzer: Der Gasverbrauch im Sommer verhalte sich zu jenem im Winter im Verhältnis 1:4. Schon jetzt, während der Befüllungsphase, seien die heimischen Gasspeicher zu rund 40 bis 50 Prozent voll, schätzt Schmölzer. Wegen des eher warmen Frühjahres und der Krise sei überdies der Verbrauch geringer gewesen: So habe die Großindustrie (etwa Papier-, chemische und Stahlindustrie) im ersten Quartal um 30 Prozent weniger Gas verbraucht.