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Slowakei streicht 5000 Bahn-Jobs

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft

Staatsbetriebe verbuchten seit dem Jahr 2005 Verluste in Milliardenhöhe. | Bis Juni 2012 soll strategischer Partner für Gütersparte gefunden werden. | Bratislava/Wien. Die Slowakischen Eisenbahnen sollen ihren Schuldenberg von insgesamt knapp einer Milliarde Euro innerhalb der nächsten drei Jahre abbauen. Das geht aus einem Plan hervor, den Verkehrsminister Jan Figel am Wochenende vorlegte. Der Politiker strebt einen massiven Personalabbau insbesondere in der Verwaltung an. Bis 2014 müssen insgesamt 5121 Arbeitnehmer ihren Hut nehmen. Im Einzelnen verlieren beim Schienenbetreiber ZSR 2700, bei der Güterbahn ZSSK Cargo 1800 und bei der Personensparte ZSSK 621 Menschen ihre Arbeit.


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Seit 2005 haben die drei Unternehmen einen gigantischen Schuldenberg von insgesamt 921 Millionen Euro angehäuft. "Es droht der Bankrott", so der Minister wörtlich. Dieser Zustand lasse sich nicht länger aufrecht erhalten. Aus seiner Sicht gibt es nur zwei Alternativen: den von ihm vorgeschlagenen Weg "oder die weitere Verschuldung des Staates". Das aber lässt sich mit den Sparplänen der Regierung nicht in Einklang bringen.

Für Pendler gibt es ebenfalls schlechte Nachrichten: Die Fahrpreise im Nahverkehr bis 50 Kilometer sollen sich um durchschnittlich fünf Prozent erhöhen. Nach Informationen der Tageszeitung "Sme" werden mittel- und kurzfristig rund 380 Verbindungen gestrichen oder zumindest nur mit stark eingeschränktem Betrieb fortgeführt.

Der Verkehrsminister kündigte an, dass die Terminals der Eisenbahnen in Bratislava, Zilina und Kosice bis 2014 zu kombinierten Umschlagplätzen ausgebaut werden. Das bedeutet, dass dort künftig zwischen Waggons und Lastkraftwagen verladen werden kann. In Bratislava, wo der Terminal im Hafen angesiedelt ist, soll es auch möglich sein, Schiffe in das Umschlagen der Waren zu integrieren. Der Umbau wird größtenteils aus EU-Töpfen finanziert. Aus Brüssel kommen nach Figels Plänen rund 120 Millionen Euro. Der slowakische Staat wiederum schießt zwischen 20 und 60 Millionen Euro zu, genauere Zahlen will Figel nach Ende der öffentlichen Ausschreibungsverfahren nennen.

ÖBB an ZSSK Cargo nicht interessiert

Bis Juni 2012 will Figel einen strategischen Partner für den Frachtverkehr suchen. Dieser soll nicht nur Kapital mitbringen, sondern die Cargo-Gesellschaft auch von Grund auf sanieren. Bei den ÖBB gibt man sich zu dem neuerlichen Privatisierungsanlauf für die slowakische Güterbahn ZSSK Cargo eher zugeknöpft. Nur so viel war zu erfahren: "Wir haben kein Interesse", hieß es von den ÖBB zur "Wiener Zeitung". Man wolle sich derzeit voll auf die Sanierung der Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria und deren Ungarn-Tochter Rail Cargo Hungaria konzentrieren.

Bereits 2006 hatten die ÖBB an einem Bieterrennen um die slowakische Cargo teilgenommen, waren aber letztlich - obwohl die ÖBB die Shortlist anführten - am Privatisierungsstopp der Regierung in Bratislava gescheitert.